Die vielen Lebensmittelskandale machen uns Deutschen seit geraumer Zeit das Leben schwer. Noch vor wenigen Monaten lag uns der Gammel-Döner schwer im Magen, aktuell ist es Käseersatz aus Molkereiabfällen oder synthetisches Krabbenfleisch. Daher möchte ich dem Leser mal wieder ein Lebensmittel nahebringen, das bei vielen Menschen in Vergessenheit geraten ist: der Aufschnitt.
Die Spezialität wird völlig unterschätzt. Zu Unrecht! Spiegelt er doch so viele positive Eigenschaften wider, die unser tristes Leben bereichern können. Schon das Auspacken ist eine Offenbarung. Was mag der liebe Metzger heute wieder Feines in sein hygienisches Pergamin einpacken, wird sich der geschätzte Kunde denken. Ob Pastete, Bierschinken oder Schwarzwurst, die Reichhaltigkeit von Aufschnitt kann locker mit jeder Anzahl von Speisen in China-Restaurants konkurrieren!
Feingeist oder grober Klotz?
Und nachdem die erste Freude des Auspackens abgeklungen ist, geht es beim Abendbrot weiter. Wer bekommt die leckere Lyoner, und wer muß mit der bösen Augenwurst vorliebnehmen? Das Familienoberhaupt nach seinem schweren Arbeitstag, die Mutti, die den ganzen Tag die Kinder hütete oder der kleine Max, der eine Eins für seinen Aufsatz in der Schule bekommen hat? Egal wie die Diskussion ausgeht, das Gespräch kommt in Fahrt, der Aufschnitt entfaltet nicht nur seinen leckeren Geschmack, sondern auch seine pädagogische Wirkung.
So lassen sich schon früh soziales Verhalten und Konfliktfähigkeit in Familien erlernen! Und auch die Kreativität wird gefördert. Kann man Salami mit Lyoner kombinieren? Welche Wirkungen entfalten die verschiedenartigen Kombinationen auf den Geschmacksknospen? Hier unterscheidet sich der Feingeist vom groben Klotz, der Charakter des Menschen offenbart sich in der Zusammenstellung des Aufschnittbrots! Manches psychologische Gutachten wäre überflüssig, würde doch ein Blick auf den Brotbelag genügen!
Nein, es ist schon richtig, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Er braucht auch den Aufschnitt! Und jetzt noch ein Tip zum Schluß. Beim Aufschnittkauf eines nie vergessen: Ja, es darf ein bißchen mehr sein!