Die Unesco hat dem Dresdner Elbtal den Welterbestatus aberkannt. Damit haben die Stadtväter die Quittung für ihr verlogenes Spiel erhalten. Denn der Titel ist Dresden nicht angetragen worden, sondern die Stadt hat sich um ihn beworben. Sie wußte, welche Pflichten mit der 2004 erfolgten Ehrung verbunden sind. Und sie wußte, daß es seit 2005 einen bindenden Bürgerentscheid für den Bau der Waldschlößchenbrücke inmitten des Elbtals gibt.
Statt offensiv mit dem Problem umzugehen und die Unesco an der Lösungssuche zu beteiligen, setzte man auf Verschweigen und Lüge. Erst wurde die Unesco über das Bauvorhaben nicht informiert, später wurden falsche Unterlagen eingesandt, dann alle Kompromißvorschläge wie der Bau eines Tunnels abgelehnt.
Der Streit macht auch deutlich, daß die Bundesregierung versäumt hat, internationale Verträge in nationales Recht umzusetzen. Praktisch ist das 1972 beschlossene Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt in Deutschland nichts wert. Es ist juristisch nicht möglich, Dresden zu zwingen, seine gegenüber der Welt eingegangene Verpflichtung zu erfüllen.
Internationale Verträge sind hierzulande wertlos
So blieb der Unesco keine Alternative, als an Dresden ein Exempel zu statuieren. Wenn nicht einmal ein Land wie Deutschland in der Lage ist, internationale Verpflichtungen zur Bewahrung des Kulturerbes einzuhalten, wie soll man es von Diktaturen in der Dritten Welt verlangen? Dem Elbtal kommt nun der zweifelhafte Ruhm zu, als erste Kulturstätte von der Welterbeliste gestrichen zu sein.
Das ist bitter für jene Minderheit, die bis zuletzt für eine Kompromißlösung gekämpft hat. Der Titelverlust wird in Dresden „das bürgerliche Element schwächen“, prophezeit der Dresdner Schriftsteller Thomas Rosenlöcher. Die regierenden Landes- und Lokalpolitiker dagegen beschwichtigen: Dresden bleibe auch ohne Titel Dresden.
Natürlich wird die Stadt mit ihren barocken Ensembles ein Touristenmagnet bleiben, werden weiterhin Dampfer durch das Elbtal gleiten. Aber die Aberkennung des Welterbetitels bedeutet einen enormen Imageverlust für die Kulturstadt Dresden. Überdies ruft er wieder all jene auf den Plan, die die naturbelassenen Elbauen bebauen wollen. Zwar gibt es Schutzgesetze, aber diese wurden schon in der Vergangenheit durch Ministererlässe ausgehebelt. Die letzten Bebauungspläne für das Elbtal scheiterten allein an der Natur: 2002 spülte sie das Jahrhunderthochwasser der Elbe weg.