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Marc Jongen, ESN Fraktion

Meister Propper

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, oder um mit dem Fräulein Franziska aus Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ zu sprechen: Ein Vergnügen erwarten, ist auch ein Vergnügen. Dumm nur, wenn dann das Ereignis, dem die Vorfreude gegolten hat, die Erwartungen nicht erfüllt. So geschehen bei der Medienpremiere des Musicals „Dirty Dancing“ vorige Woche in Berlin.

Wer kennt sie nicht, die Geschichte einer „verbotenen Liebe“ zwischen der Arzttochter Frances „Baby“ Houseman, die mit ihren Eltern den Sommerurlaub 1963 in einem Ferienclub verbringt, und dem aus der Unterschicht stammenden Tanzlehrer Johnny. Als herauskommt, daß die beiden sich lieben, wird Johnny von dem Clubbesitzer gefeuert. Alles scheint verloren – bis Johnny zurückkehrt, sich „Baby“ schnappt und mit ihr ein fulminantes Tanzfinale hinlegt. Der Film mit Jennifer Grey und Patrick Swayze in den Hauptrollen war 1987 ein großer Überraschungserfolg in den Kinos und erlangte Kultstatus.

Jetzt also die Musical-Version von Eleanor Bergstein in Berlin, nachdem das Stück seit der Premiere 2004 an verschiedenen Spielstätten im Ausland und zwei Jahre in Hamburg gelaufen ist. Doch so sehr die Rahmenbedingungen auch stimmen mögen – hervorzuheben ist besonders das phantastische, technisch aufwendige Bühnenbild, die Beleuchtung und der gute Ton –, so wenig kann das Stück im Theater zünden, mitreißen, in Begeisterungstaumel versetzen. Was der Film über etwa hundert Minuten noch geschickt zu verbergen weiß, wird auf der Bühne  in überlangen drei Stunden schmerzlich kenntlich: Ein Schlüsselsatz (Johnny: „Mein Baby gehört zu mir“), ein Lied („The Time of My Life“) und eine Hebefigur zum Schluß reichen nicht, um einen im Vergleich zur DVD-Ausleihe teuren Theaterabend – die Karten kosten zwischen 39 und 110 Euro – zu rechtfertigen.

Daß die Geschichte auf der Bühne letztlich nicht funktioniert, ist auch den immer wieder auftauchenden Bildern aus dem Kopfkino geschuldet. Die knisternde, schweißtreibende Erotik im Film, die Leidenschaft, mit der sich die beiden Hauptfiguren nach einander verzehren, verdampft auf der Bühne vollständig. Das ist nicht die Schuld von Janina Elkin, die ihre Rolle als „Baby“ gut meistert. Doch wo Patrick Swayze die charakterliche Zerrissenheit des Tanzlehrers Johnny glaubhaft verkörperte, wirkt der Bühnendarsteller Daniel Rákász einfach nur schrecklich glattpoliert.

So blieb die Vorfreude am Ende auch die einzige Freude. Schade.

Foto:  Frances „Baby“ Houseman  (Janina Elkin) und Tanzlehrer Johnny (Dániel Rákász) in dem Musical „Dirty Dancing“: Alles ist wie im Film, jeder Dialog wird nachgesprochen, jede Szene und jeder Schauplatz nachgestellt, die Musik kommt teilweise vom Band. Und doch – oder gerade deswegen – funktioniert die Geschichte auf der Theaterbühne nicht.

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