BERLIN. Angesichts der sich verschärfenden Wirtschafts- und Sozialkrise sagt der linke Publizist Jürgen Elsässer eine immer stärkere Annäherung zwischen der Linken und der CSU voraus.
Gleichzeitig, so Elsässer am Donnerstag auf einer Veranstaltung in Berlin, prognostiziere er zunehmende Konflikte zwischen CSU und CDU, ausgelöst durch die soziale Frage. Zur Überraschung vieler Zuhörer nannte er außerdem als einen künftigen Hauptgegner Bündnis 90/Die Grünen, deren Sozial- und Gesellschaftspolitik in Zeiten der Krise dem klassischen linken Wählerklientel der kleinen Leute zunehmend unverständlich und die so für das linke Lager immer mehr zur Belastung werden würde.
Seit Wochen macht Jürgen Elsässer (51) und die von ihm gegründete „Volksinitiative“ mit der provozierenden Forderung, die Linke müsse den Nationalstaat wiederentdecken und zu einem Bündnis von „Lafontaine bis Gauweiler“ bereit sein, von sich Reden. In einer Serie von Veranstaltungen stellt sich Elsässer derzeit der Debatte mit seinen linken Widersachern. Im Februar hatten Proteste gegen Elsässers geplanten Auftritt auf dem Kapitalismus-Kongreß von Attac zu seiner Absage dort geführt.
Höhnische Zwischenrufe
Nun stellte er sich in Berlin-Kreuzberg vor rund fünfzig Besuchern seinen Attac-Kritikern bei einer Podiumsdiskussion: Thomas Seibert (Attac, Interventionistische Linke) und Stefan Lindner (Attac, Linkspartei) warfen Elsässer vor, mit seiner Idee, linke Politik auf Grundlage des deutschen Nationalstaates zum Zwecke der „Abwehr des anglo-amerikanischen Finanzkapitals“ zu machen, die Ideale des linken Internationalismus zu verraten und das historische Ziel zu konterkarieren, den Nationalstaates zu überwinden.
Seibert betonte gar unverblümt, wie wichtig es sei, Personen wie Elsässer auf der Linken durch konsequente Ausladung zu isolieren. Elsässer blieb allerdings unbeirrt und unterstrich sogar erneut seine heftig kritisierte Bewunderung für den als „Rechtsaußen“ gescholtenen Peter Gauweiler (CSU).
Von Beginn an kochten im Publikum die Emotionen hoch, Proteste und höhnische Zwischenrufe von beiden Seiten zwangen die Moderatorin mehrfach zu scharfem Eingreifen.
Auf seiner Internetseite wertet Elsässer die Veranstaltung als Erfolg und kündigt bereits als nächsten Termin die Vorstellung seines neuen Buches „Globalismus und Nationalstaat“ am 28. April um 19.30 Uhr bei der „Preußischen Gesellschaft“ im Berliner Hotel Hilton am Gendarmenmarkt an. (mo)