Die Karten der Weltpolitik werden derzeit neu gemischt. Und das nicht erst seit dem Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001, sondern bereits seit dem Ende des Kalten Krieges. Imperien zerfallen, der Einfluß von Religionen und religiösen Eiferern wächst. Unter diesen Vorzeichen entsteht ein neues weltpolitisches Machtgefüge. Doch welche Stellung werden darin die einstigen Supermächte, insbesondere die USA, eigentlich noch einnehmen?
Peter Scholl-Latour hat die Nachkriegsentwicklungen von Anfang an miterlebt, vor allem das Scheitern der vom Westen inspirierten Vorstellung von weltweiter Säkularisierung und Demokratie. An Stelle des ursprünglichen Versuchs zahlreicher islamischer Staaten, sich daran auszurichten, hat dort ein religiöser Fundamentalismus Platz gegriffen. Doch nicht nur dort! Für die Wiedergeburt eines religiös motivierten Fundamentalismus stehen auch die USA selbst. In der zweiteiligen Dokumentation "Zwischen den Fronten – Die neuen Achsen der Macht" gehen Scholl-Latour und Gero von Boehm der zentralen Frage nach, ob die ethnische und kulturelle Substanz der Supermacht USA, die immer als "weiß, angelsächsisch, protestantisch" definiert wurde, nicht durch eine ganz neue Gesellschaftsstruktur ersetzt wird. Spanisch-indianische Einwanderer, die überwiegend im Katholizismus verwurzelt sind, werden die USA wohl in Zukunft prägen. Eine ähnliche demographische Entwicklung ist auch in Europa zu beobachten. Zudem: Die aufstrebende Weltmacht China hat sich nicht nur auf den materiellen Wettbewerb mit dem Westen eingelassen, sondern auch auf einen ideologischen, der den abendländischen "Stimmzettel-Fetischismus" letztlich überlegen sein könnte. Immerhin hat sich bereits die Vorstellung des Westens als Irrtum erwiesen, daß die Globalisierung einzig und allein ihm selbst zugute komme.