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Lady Di und der 11. September in Kärnten

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Als der Eichensarg am 18. Oktober durch Klagenfurt gefahren wurde, säumten Zehntausende die Straßen, um vom „Landeshauptmann der Herzen“ Abschied zu nehmen. Es war ein triumphaler Abschied, wie er noch keinem österreichischen Politiker zuteil geworden war. Bundesdeutsche fühlten sich an den Staatsakt für Franz Josef Strauß erinnert, Briten zogen sogar Vergleiche zu Lady Di. Doch viele Zaungäste hatten nicht nur die Frage „Warum?“ auf den stummen Lippen. Die Unfaßbarkeit des Geschehenen wurde von der Rätselhaftigkeit des „Wie?“ potenziert. Denn zahlreiche Ungereimtheiten umranken den Tod jenes Politikers, der bereits zu Lebzeiten zum Mythos verklärt worden war: Jörg Haider.

Der 10. Oktober, der Landesfeiertag zur Erinnerung an die Volksabstimmung von 1920, war ein Freitag voller Termine: Kranzniederlegung am Ehrenmal der Kärntner Abwehrkämpfer, dann die traditionelle Rede im Landhaushof, anschließend die Siegerehrung des Wettbewerbs der Jungmaurer. Es folgt ein Besuch bei der Geburtstagsfeier von Konzerthausdirektor Franz Widrich, dann das Interview mit der Kleinen Zeitung — es wird Haiders vorletztes werden.

Dann geht es weiter zur Eröffnung eines Lokals mit dem portugiesischen Namen „Bem Vindo“ am Klagenfurter Kardinalplatz. Ab etwa 19 Uhr widersprechen sich dann die Berichte. Haiders Chauffeur Friedl Schager soll ab diesem Zeitpunkt beurlaubt gewesen sein. Zunächst hatte es geheißen, er habe Haider bis nach Mitternacht chauffiert.

Das Magazin Profil berichtet, Haider sei nicht direkt vom „Bem Vindo“ ins Veldener „Le Cabaret“ gefahren. Er habe zuvor noch in Klagenfurt einen Bekannten in dessen Wohnung besucht. Im „Le Cabaret“ soll sich Haider ab 21.15 Uhr aufgehalten haben, Anlaß war die Präsentation des Klatschmagazins Blitzlicht Revue durch die Agentur EVI. Hier führte Antenne Kärnten auch ein Kurzinterview mit Haider. In Berichten der Zeitung Heute war von einem etwa 20- bis 25jährigen jungen Mann die Rede, der Haider in dessen Auto erwartet haben soll. Im Kärntner Szenelokal „Zum Stadtkrämer“, das Haider anschließend in Begleitung besucht hat, wurden Fotos von Haider und einem jungen Mann gemacht. War es derselbe Begleiter?

Stefan Petzner, BZÖ-Vize und Haiders Pressesprecher, erklärte gegenüber den Medien, er habe keine alkoholbedingte Beeinträchtigung feststellen können, als er sich in Velden von Haider verabschiedete. Augenzeugen bestätigten dies — aber es wird auch von einem Streit zwischen beiden berichtet. Später soll es SMS oder Telefonate gegeben haben — auch kurz vor dem tödlichen Unfall?

Die erste Obduktion der Haider-Leiche ergab 1,8 Promille Alkohol im Blut — aber kein Rauschgift: „Im Vortestverfahren ist alles negativ, keine Drogen“, erklärte vorige Woche der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz. Wie Österreich in einem Zeit-Weg-Diagramm aufzeichnete, kam Haider um 23.15 Uhr im Stadtkrämer an. Wo war er zwischen 22.30 Uhr und 23.15 Uhr, fragte die Boulevard-Presse. Profil schreibt, Haider habe erst um etwa 23 Uhr das „Le Cabaret“ verlassen.

Der „Stadtkrämer“, wo Haider die relevanten Mengen „Wodka und Averna“ getrunken haben soll, warb auf seiner Internetseite mit dem Spruch: „Das Schwulenlokal in Klagenfurt!“ Doch bei Anklicken der Seite erscheint inzwischen die Meldung: „Diese Domain wurde gesperrt!“ Am Wochenende war der „Szenetreff“, den Haider schon des öfteren besucht haben soll, erst einmal geschlossen. Ausländische Zeitungen spekulieren seither offen über ein Doppelleben des verheirateten Familienvaters — was dieser aber zeitlebens bestritt.

Gegen 1.05 Uhr setzte sich Haider — laut Presseberichten merklich schwankend und trotz eines Angebots, ihn heimzufahren — letztmalig ans Steuer seines VW Phaeton. Um 1.18 Uhr schließlich raste der Kärntner Landeshauptmann mit schätzungsweise 170 km/h südlich von Klagenfurt in den Tod. „Hantierte er mit seinem Handy?“ fragte sich nicht nur die Boulevardpresse. Mit wem Haider wann und warum kommunizierte wurde bislang nicht bekanntgegeben.

Ein früherer FPÖ-Abgeordneter und langjähriger Mitstreiter Haiders geht sogar noch weiter und präsentiert auf seiner privaten Internetseite seit einigen Tagen die aktuellen Gerüchte über den tragischen Unglücksfall — allerdings immer mit dem Zusatz: „Diese Meldung ist ausschließlich die Meinung von Herrn … und muß nicht mit den Gedankengängen von Herrn Karlheinz Klement übereinstimmen.“ Auch der Investigativjournalist Gerhard Wisnewski wird dort zitiert — mit seinem Film „Aktenzeichen 11.9. ungelöst“ und dem Buch „Mythos 9/11. Der Wahrheit auf der Spur. Neue Enthüllungen“ sorgte er vor einigen Jahren für großes Aufsehen.

Nachdem zunächst vor allem in britischen Blättern oder arabischen Sendern wild über Haiders Unfallwagen („May have been targeted by saboteurs?“) spekuliert wurde, stellt sich seit den Trauerfeierlichkeiten die Frage: Was passierte danach mit seinem Leichnam? Die seriöse Presse schrieb am Wochenende: „Das Auto fuhr anschließend nach Villach, wo Haiders Leichnam eingeäschert wurde. Die Beisetzung der Urne in der Kapelle Alt St. Michael im Bärental fand dann im engsten Familienkreis statt.“

Doch der Kurier zitierte Mario Wagenleitner vom Bestattungsunternehmen mit den Worten: „Samstag und Sonntag wird bei uns nicht kremiert.“ Und auch am Dienstag wußte man bei der Stadtverwaltung Villach, Abteilung Bestattung und Friedhöfe, auf JF-Nachfrage noch nichts von einem entsprechenden Antrag der Haider-Familie. Das dürfte weitere Verschwörungstheorien befeuern und Buchverlagen Umsätze bescheren.

Foto: Klagenfurter Lokal „Zum Stadtkrämer“: Hier soll sich Haider fahruntüchtig getrunken haben

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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