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Marc Jongen, ESN Fraktion

Hinter einer demokratischen Fassade

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Am 3. Oktober 1995, also dem fünften Jahrestag der Vereinigung von Westdeutschland mit dem Gebiet der DDR, hat der estnische Staatspräsident Lennart Meri in Berlin eine bemerkenswerte Rede gehalten, in der er unter anderem sagte: „Als Este frage ich mich, warum zeigen die Deutschen so wenig Respekt vor sich selbst ? Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Aber wenn man die Moral zur Schau trägt, riskiert man, nicht sehr ernst genommen zu werden. Als Nicht-Deutscher erlaube ich mir die Bemerkung: Man kann einem Volk nicht trauen, das rund um die Uhr eine intellektuelle Selbstverachtung ausführt. Diese Haltung wirkt auf mich als ein Ritual, eine Pflichtübung, die überflüssig und sogar respektlos gegenüber unserem gemeinsamen Europa dasteht. Für mich als Este ist es kaum nachzuvollziehen, warum die Deutschen ihre eigene Geschichte so tabuisieren, daß es enorm schwierig ist, über das Unrecht gegen die Deutschen zu publizieren, ohne dabei schief angesehen zu werden — aber nicht etwa von den Esten oder Finnen, sondern von den Deutschen selbst!“ Staatspräsident Meri hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Deutschland ist zu einer Canossa-Republik verkommen mit einer Haltung sehr vieler ihrer Amts- und Mandatsträger und vieler ihrer sogenannten Gebildeten, auf die die 1985 in einem Essay gebrauchten harten Worte des Schriftstellers Hans-Georg von Studnitz zutreffen: „Die 40 Jahre nach Kriegsende ungestillte Lust der Deutschen an der Erniedrigung ihrer Vergangenheit hat die Grenzen überschritten, die selbst der Charakterlosigkeit gesetzt sind.“ Der damalige US-Präsident Ronald Reagan hatte anläßlich seines Deutschlandbesuchs 1985 in nobler Weise unser Volk zu Selbstbewußtsein und zum Stolz auf die eigene Geschichte aufgerufen, was ihm böse Kommentare der meisten deutschen Medien eingetragen hat. Das gleiche versuchte der von Reagan nach Bonn entsandte US-Botschafer Vernon Walters, der 1984 sagte: „Vor den deutschen Soldaten ziehe ich den Hut. Ich habe bei Anzio und in der Normandie gegen Euch gekämpft und kann nur sagen: Eure Soldaten waren erstklassig! Was ihr Deutschen braucht, ist mehr Selbstachtung und Patriotismus! Ihr habt das Recht dazu. Ihr seid ein großes Volk, das der Welt unermeßliche Kulturschätze geschenkt hat. Ihr habt in der Wehrmacht eine Armee gehabt, welche die Welt bewundert.“ Wie verkommen unser Land inzwischen ist, ersieht man daran, daß diese Worte keinerlei positive Resonanz gefunden haben. Ein in meinen Augen zutreffendes Resümee zog 1996 der bekannte Dirigent Günter Wand: „Die Zeit, die wir jetzt durchleben, wird in 50 Jahren vielleicht als die lächerlichste der deutschen Geschichte bezeichnet werden, weil nichts stimmt. Das ist so in der Kultur, auch in der Politik.“ Ich selber erlebe bei Unterhaltungen mit den Gebildeten der heute 35- bis 65jährigen immer wieder, daß — wenn man gewisse Dinge richtigstellt wie beispielsweise bezüglich der Entstehung des Ersten und des Zweiten Weltkrieges — sehr viele dieser Generation schockiert, wenn nicht empört sind. Sie wollen keine Entlastungspunkte zugunsten Deutschlands hören. In der Generation der heute 18- bis 35jährigen sieht es etwas besser aus. Dort wächst die Skepsis gegenüber den heutigen Parolen. Das nur am Fraktionsinteresse orientierte Parteiengetriebe stößt bei ihnen auf Verdrossenheit und Ablehnung. Aber dort sind es auch nur einzelne, die den Mut und den Willen haben, einen klaren Standpunkt zu bekennen und zu vertreten. Die Wiedervereinigung Westdeutschlands mit Mitteldeutschland kam als Aufstand des Volkes, nachdem dies merkte, daß die DDR bankrott war und die Sowjetunion keinen Druck mehr ausübte. Aber die innere Wiedervereinigung ist verpfuscht worden, weil sie nur materiell angegangen wurde mit kleinlichen wahltaktischen Überlegungen. Und das noch dazu unter Aushöhlung des Rechtsstaates mit schäbigem Schikanieren der zu SBZ/DDR-Zeiten ausgeplünderten und verjagten, teils umgebrachten historischen Oberschicht. Die Wiedervereinigung, das Wiederzusammenfinden des Volkes, ist in erster Linie eine moralische Frage. Friedrich der Große hätte etwas daraus gemacht, und zwar sofort. Der hätte am 4. Oktober 1990 in gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben gestanden, nicht in einer Vorzeige-LPG. Er hätte sich gründlich umgesehen und die Leute gefragt, wo sie der Schuh drückt. Gemütlich wäre er auch jetzt nicht gewesen, aber er hätte ihnen damit Zuversicht gegeben. Vor allem hätte er den Gutwilligen damit Mut zugesprochen und die Böswilligen in ihre Schranken verwiesen. Vierzig Jahre lang hatten wir ein Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen beziehungsweise ein Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen, dessen Aufgabe es erst war und später hätte sein sollen, Grundkonzepte, Maßnahmenkataloge et cetera für den Tag nach der Wiedervereinigung zu entwerfen. Ähnlich dem Aufmarschplan eines Generalstabes hätten für alle wichtigen Sparten wie Rechtswesen, Innere Verwaltung, Wirtschaft, Währung, Landwirtschaft, Eigentumsfragen, Schulwesen, Wiedergutmachung von DDR-Unrecht Grundkonzepte erarbeitet werden müssen, die jährlich entsprechend der jeweiligen Lage wie jeder Aufmarschplan zu überarbeiten gewesen wären. Als die Wiedervereinigung durch Gottes Fügung kam, da waren die Schränke und Schreibtische dieses Ministeriums leer. Es gab keinen Plan, kein Konzept, keine Vorstellungen, es gab nichts. Hatte man mit der Wiedervereinigung gar nicht mehr gerechnet? Oder hat man sie gar nicht gewollt? Jedem, der vor der Wende die DDR besuchte, und  jedem, der gleich nach der Wende mit offenen Augen durch das Land fuhr und dort mit den Leuten redete, war klar, daß dies eine Mammutaufgabe sein würde. Die wenigen ehemaligen Eigentümer, denen es gegen den Widerstand der von der Regierung Kohl unterstützten alten Kader gelungen ist, ihr eigenes Land von diesem Staat zu pachten, haben bewiesen, daß man die Menschen in Mitteldeutschland für sich gewinnen und aus dem Druck der alten Seilschaften befreien kann. So hätte man vieles einvernehmlich aufbauen können. Aus Ressentiment, aus antipreußischen Emotionen, aus Neid gegenüber den „Junkern“, aus kleinlichem fiskalischem Denken, in der Illusion, für die Bundeskasse einen finanziellen Reibach zu machen, aus der Illusion heraus, man mache sich bei der DDR-Bevölkerung beliebt, wenn man die „Junker“ (dazu zählten alle, die mehr als 100 Hektar besaßen) und die mittelständischen Industriellen und sonstigen Eigentümer nicht wieder dort hinlasse, hat die Regierung Kohl unter dem Beifall natürlich aller linken Abgeordneten Gesetze gemacht, die den Rechtsstaat völlig unterhöhlt haben. Um der ganzen Angelegenheit noch eine besonders widerliche Spitze zu geben, verfügte die Regierung, daß den Enteigneten, die mehr als 100 Hektar besessen hatten, auch ihre Kunstgegenstände nicht zurückgegeben werden. Der Minister des Inneren Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, die Kunstgegenstände gehörten mit zur Enteignung. Dieselben wurden dann für 20 Jahre Museen übergeben. Nach Ablauf dieser Zeit soll entschieden werden, was weiterhin damit geschieht. Dies waren mehr als zynische Fußtritte gegen die geschichtlich gewachsene Kultur und Tradition der betroffenen Familien. In dem gleichnamigen Buch sagte „Der Flüchtling du Chêne“ 1790: „Wer Tradition zerstört, fällt uralte Bäume, zerstört Altäre, lästert Gott.“ Und weiter: „Das Ordinäre haßt das Vornehme bis in die Armut hinein und über den Tod hinaus. Es betreibt noch Grabschändung mit dessen Erinnerungen, indem es seine Verdienste leugnet und die Geschichte fälscht.“ In diesem Zusammenhang ist zu vermerken, daß mehr oder weniger parallel zu der geschilderten Eigentumspolitik das neue Namensrecht eingeführt und ausgebaut wurde. Alle Warnungen der Familienverbände wurden in den Wind geschlagen. Es bricht mit einer jahrtausendalten abendländischen Ordnung und Tradition, es nimmt dem einzelnen Menschen seine Identität, es zerstört die im Namen zum Ausdruck gebrachte Kontinuität der Familie, es macht die Ahnenforschung bald unmöglich, es wertet die Institution der Ehe ab. Ein Regierungssystem verliert seine moralische Grundlage und überzeugt nicht mehr, wenn seine Träger sich an der Aushöhlung des Rechtsstaates aktiv beteiligen. Das alte Preußen war ein Rechtsstaat, ebenso das Deutsche Reich von 1871. Die Ereignisse der 1990er Jahre haben erwiesen, was politische Denker wie Alexis de Toqueville, Jacob Burckhardt, Carl Schmitt und Winfried Martini schon vor vielen Jahrzehnten aufgezeigt haben, nämlich daß Demokratie und Rechtsstaat nicht identisch sind — wie fälschlicherweise immer behauptet wird. Bald nach der Wende in Rußland begann die dortige Regierung mit der Rehabilitierung der in der Sowjetunion zu Unrecht als „Kriegsverbrecher“ zum Tode oder zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilten (fast ausnahmslos toten) deutschen Soldaten, Dolmetscher und Zivilverschleppten. Im Gegensatz zur ungarischen, rumänischen, finnischen und italienischen Regierung hat unsere Regierung nichts unternommen, um die deutschen Antragsteller in diesen Rehabilitierungsverfahren zu unterstützen. Eines der unerfreulichsten Kapitel ist das Im-Stich-Lassen der deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges durch unseren Staat. Es begann mit der Zulassung der Parole „Soldaten sind Mörder“ durch das Bundesverfassungsgericht. Richter Grimm erklärte, das Urteil des Gerichts beziehe sich nicht auf die Soldaten der Bundeswehr, was im Klartext bedeutet, daß man die Soldaten der Deutschen Wehrmacht und der alten Armee (vor 1918) als Mörder bezeichnen darf. Es folgte die Zulassung der sogenannten „Wehrmachtsausstellung“, deren Exponate zum größten Teil der sowjetischen Propagandaküche entstammen und deren Darstellungen so aus dem Zusammenhang gerissen sind, daß sie die Wirklichkeit überhaupt nicht wiedergeben. Wie leicht hätte die Regierung diese Ausstellung, die jahrelang durch die Lande zog und durch welche die Schulklassen im beeindruckbarsten Jugendalter geschleift wurden, verhindern können unter Berufung auf den im Strafgesetzbuch ja vorhandenen Paragraphen 130 gegen Volksverhetzung und Schädigung des Ansehens Verstorbener. Mit dem Generalangriff der Umerzieher gegen die Deutsche Wehrmacht und vor allem gegen deren Generalität wurde gewartet, bis alle Betroffenen tot sind und sich nicht mehr wehren können, fast alle Zeugen ebenfalls tot sind, und die letzten lebenden Offiziere — vom Leutnant bis allenfalls Major — nunmehr zwischen 85 und 95 Jahre alt sind und somit kaum noch Auseinandersetzungen führen können. Der ganze Widerstand gegen diese Ungeheuerlichkeit liegt fast nur bei den heute 75- bis 90jährigen. Was ist dies für ein Staat, der seine Obhutspflicht gänzlich mißachtet? Der ehemalige Bundesminister der Verteidigung, Volker Rühe (CDU), erklärte die Wehrmacht erneut für nicht traditionswürdig. So gut wie alle Abgeordneten des Parlaments nehmen das alles einfach hin. Ein heute 16jähriger Junge kann doch nur zu dem Schluß kommen, daß sein Großvater und sein Urgroßvater entweder Verbrecher oder Feiglinge oder Dummköpfe oder Opportunisten waren. Und das ist ein furchtbares Fazit. Es ist die Ursache dafür, daß die Deutschen in Wirklichkeit aus der großen Politik ausgeschieden sind und zur Melkkuh der ganzen Welt gemacht werden, politisch wie finanziell. Sie sind nur noch das Gespött der europäischen Nachbarn. Wie wird es nun in Deutschland weitergehen? Politische Prophetie ist eine fragwürdige Sache. Ich glaube aber, daß wir in nicht ferner Zukunft, jedenfalls in Europa, den Zusammenbruch einer gesellschaftlichen und politischen Utopie erleben werden, nämlich der auf den Theorien von 1789 basierenden „Volksherrschaft“. Diese war schon 1796 geistig und 1930 politisch am Ende. Spätestens jetzt ist sie es moralisch, und bald wird sie es auch wirtschaftlich sein unter Verelendung des Mittelstandes. Diese Regierungsform ist ja schon lange zur Attrappe geworden. Hinter einer demokratischen Fassade ist sie eine Diktatur der Funktionärskader der Parteien und der Steuerleute der großen Medien, die in allen wirklich wichtigen Dingen alle einer Meinung sind. Es ist mir immer unverständlich gewesen, warum intelligente Menschen so im Zeitgeist befangen sind, daß sie nicht erkennen, wie aus diesem Funktionärssystem und aus der geistig-moralischen Anarchie nur neue politische Scharlatane erwachsen. Dieses Mal unter der Parole von „Humanität und Toleranz“.   Friedrich Carl Albrecht, Jahrgang 1929, war selbständiger Landwirt und als landwirtschaftlicher Sachverständiger auch beratend tätig. Er arbeitete fünf Jahre lang in einem großen landwirtschaftlichen Unternehmen in Kalifornien. Geschäftsreisen als Teilhaber eines Bremer Baumwollimporthauses führten ihn nach Südamerika und Indien. Veröffentlichte Bücher zu geschichtlichen Themen (JF 49/03, 38/06). Foto: Blick von Berlin (West) auf Mauer und Brandenburger Tor, 1980er Jahre: Die innere Wiedervereinigung ist verpfuscht worden, weil sie nur materiell angegangen wurde mit kleinlichen wahltaktischen Überlegungen. Und das noch dazu unter Aushöhlung des Rechtsstaates.

S. 19 LESERFORUM

Leserbriefe Zum Schwerpunktthema: „Rechtsstaat in Scherben“, JF 40/08 Grundgesetz partiell außer Kraft gesetzt Die Abschlußversammlung des Anti-Islamisierungskongresses wurde verboten, obwohl sich polizeiliche Maßnahmen grundsätzlich gegen den Störer zu richten haben und nach Paragraph 6 Polizeigesetz NRW Maßnahmen gegen einen Nichtstörer nur unter sehr restriktiven Voraussetzungen zulässig sind. Dies wird als großer Sieg für die Gerechtigkeit, für Anstand, Moral und Demokratie gefeiert. Doch das Gegenteil ist der Fall. Es ist nicht übertrieben, zu behaupten, daß seit Samstag unsere Demokratie nicht mehr existiert. Das Grundgesetz wurde partiell außer Kraft gesetzt. Normgeltung beruht auf Normakzeptanz. Verliert ein Rechtssatz seine allgemeine Akzeptanz, so verliert er seine Geltung. Die politisch relevanten Akteure sprechen Andersdenkenden die Berechtigung ab, demokratische Rechte wahrzunehmen. Die Demokratie existiert nur noch formell als leere Hülle. Demokratische Strukturmerkmale wie Meinungspluralität, freie Meinungsäußerung, freie politische Betätigung gelten nur noch für erwünschte Gruppen, nicht mehr für die Gesamtbevölkerung. Abweichungen vom „offiziellen Kurs“ werden sanktioniert. Diplom-Jurist Benjamin Becker, Düsseldorf   Versagen der Staatsorgane Was wir alle an jenem Wochenende in Köln sehen durften, war die Intoleranz der angeblich Toleranten, das klägliche Versagen von Teilen der Staatsorgane, die Verzerrung von Tatsachen in den Medien und der mangelnde Aufschrei all der freiheitsliebenden, heimatbewußten und friedlichen Mitbürger in diesem Land! Daniel Kleinschnitz, Eggenfelden   Wie weiland die SA Haben wir noch einen Rechtsstaat? Kölns CDU-Oberbürgermeister diskriminiert und kriminalisiert die Kongreßteilnehmer auf rüdeste Art, und seine Hilfstruppen aus der linken Szene erfüllen seinen Wunsch wie weiland die linken SA-Rudel. Und welche Konsequenz zieht die CDU? Victor Zander, Würzburg   Spricht Bände über den Ungeist Der Ablauf dieses korrekt und ordentlich angemeldeten demokratischen Kongresses ist ein negatives Musterbeispiel über den extremen Zustand unserer Republik. Noch erschreckender ist darüber hinaus die politische Feigheit des Ministerpräsidenten Rüttgers. Eine größere Anbiederung an die Linke seitens eines führenden CDU-Politikers ist einfach nicht mehr vorstellbar und spricht Bände über den Ungeist, der in der CDU herrscht. Richard Friedrich Arens, Essen   Untergrabung der Verfassung Mit Bedauern habe ich am Wochenende beim Anti-Islamisierungskongreß in Köln durch die Presse mitbekommen, daß die sogenannten Antifaschisten gewonnen haben, die unser Grundgesetz mit Füßen treten. Die gewaltbereite linke Szene breitet sich in unserem Staat aus wie die Pest. Alles, was diesen vermummten Gestalten nicht gefällt, wird in den Dreck gezogen und mit Gewalt bekämpft. Diese Szene kann nur mit Gewalt antworten. Müssen wir uns diese Untergrabung des für uns alle geltenden Grundgesetzes gefallen lassen? Michael Strauch, Mainz   Nichts außer Trillerpfeifen Am Freitag vormittag habe ich die Auftaktkundgebung des Anti-Islamisierungskongresses in Leverkusen-Wiesdorf besucht und war vom Verhalten der Gegendemonstranten entsetzt. Außer den Rufen „Nazis raus“, Zetteln mit der Aufschrift „Pro-NRW nee“ und Trillerpfeifen hatten sie keine Argumente. Gipfel des Schwachsinns war der Ruf einer weiblichen Stimme: Nachdem der Pro-Köln-Redner beklagt hatte, daß die Berichterstattung in den Medien nicht objektiv ist, rief sie: „Das ist auch gut so.“ Die Geisteshaltung, die sich darin widerspiegelt, ist mindestens so schlimm wie alles, was man Pro Köln unterstellt. Friedrich Herberg, Monheim-Baumberg   Dialektisch geschult Die Äußerung des CDU- Bürgermeisters von Köln, das Verbot des Kongresses als „Sieg der Demokratie“ zu bezeichnen, ist schwer zu toppen. Der Mann muß dialektisch geschult sein. Aber wir probieren es: Daß wir den Verdächtigen hingerichtet haben, ist ein weiterer Sieg in unserem Kampf gegen die Todesstrafe. Dr. Roland Teufel, Lürschau   Recht des Gesetzes gebeugt Am 21. September war es soweit: Das Ende der BRD als demokratischer Rechtsstaat ist vollendet. Die Diktatur der Masse, unterstützt von fast allen Trägern des öffentlichen Lebens bis hin zu den — man kann sie jetzt so nennen — Blockparteien, beugten das Recht des Gesetzes und erhoben das Recht der Gewalt zum politischen Nonplusultra. Alexander Burggräf, Hörsingen   DDR-Verhältnisse Wir haben Meinungsfreiheit, aber nur solange man sagt, was sie hören wollen! Armes Deutschland, wo gehst du hin? Ich bin gespannt, wann der erste Islamkritiker oder Demokratiekritiker ins Gefängnis geht. Dann haben wir DDR-Verhältnisse. Aber selbst dann kann man die Leute nicht mundtot machen. Andreas Eckert, Zwickau   Parallelen zur DDR Die Parallelen zur DDR werden immer deutlicher. Irgendwann wird das Volk aufstehen. Hoffentlich bald!  Roland Kleinhenz, Erfurt   Symptomatisch, aber alltäglich Das, was sich in Köln abgespielt hat, ist symptomatisch für die inzwischen alltägliche politische Situation in diesem Land. Es ist inzwischen nahezu unmöglich geworden, eine andere Meinung als die des „politisch-korrekten Mainstream“ zu vertreten. Die Unfähigkeit der Polizei, den roten Mob in seine Schranken zu weisen, hat die Beschränkung der Meinungsfreiheit konservativ gesinnter Kräfte zur Folge. Trotz der Tatsache, daß der Großversuch „Integration“ inzwischen von keinem realistisch denkenden Menschen mehr als gelungen angesehen werden kann, wird jeder Versuch, den Deutschen die Augen zu öffnen, unterbunden und als rassistisch und fremdenfeindlich diffamiert. Dabei müßte jedem europäisch denkenden Menschen klar sein, daß es ein Fehler ist, einer ihrem Wesen nach zutiefst intoleranten Religion wie dem Islam mit Toleranz zu begegnen. Erst wenn in Mekka und Medina, Ankara und Istanbul christliche Kathedralen gebaut werden dürfen, kann über den Bau einer Großmoschee in Köln nachgedacht werden. Richard Feldmann, Rheinbach   Geschichtsvergessene Kirche Ein Land, das nur Rechtsradikale kennt und linke Schläger als Antifaschisten oder Autonome bezeichnet, ist definitiv nicht auf dem rechten Auge blind. Aber auch eine römisch-katholische Kirche, deren Bischöfe und Priester jeden für rechtsradikal halten, den bei dem Bau neuer Eroberungsmoscheen (viele neue Moscheen heißen so) ein Unwohlsein befällt, ist einfach nur geschichtsvergessen, situationsethisch und genießt die lauwarme Temperatur des Mainstream. Ich fühle mich von Tag zu Tag unwohler in einer Kirche, deren Entscheider die tridentinische Messe für gefährlich und Moscheen für einen interreligiösen Segen halten. Dipl.-Theol. Michael van Laack, Voerde   Deutschland regiert nicht mehr Pro-Köln ergreift die Initiative und nimmt die Themen in die Hand, die die feigen etablierten Politiker aus den Parlamentsparteien nicht imstande sind, auszusprechen. Unsere Politiker regieren mit Angst und Schuldgefühlen: Angst gegenüber dem übermächtigen internationalen Finanzkapital und Schuldgefühle gegenüber den vermeintlichen Moralisten, die Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkrieges moralisch unter Druck setzen und finanziell erpressen. Deutschland regiert nicht mehr, es reagiert nur noch auf äußere Einflüsse. Joachim Widera, Rheinfelden (Baden)     Zu: „Ramadan mit Rheinblick“von Mat­thias Bäkermann, JF 40/08 Christentum diskriminiert Was ist denn mit christlichen Feiertagen? Es sollte jetzt dringend gefordert werden, beispielsweise am Karfreitag eine entsprechende christliche Veranstaltung im Landtag durchzuführen, damit es Gleichberechtigung gibt. Aber da würden gerade diese verdrehten Grünen von der Trennung von Religion und Staat sprechen. Man kann also konstatieren: Wir haben nicht einmal eine Gleichberechtigung zwischen Christentum und Islam in Deutschland, sondern de facto eine klare Diskriminierung des Christentums gegenüber dem Islam. Lisa Eschenmeier, Krefeld     Zu: „Bäumchen, wechsle Dich“ von Christian Vollradt, JF 39/08 Ohne inhaltliche Argumente Für diesen Artikel sollte sich die Redaktion schämen! Bisher ist die JF eine hervorragende Zeitung mit intellektuellem Format, hier aber werden die Regeln journalistischer Selbstachtung massiv verletzt. Ohne inhaltliche Argumente wird eine Politikerin im hämischen Spiegel-Stil von der ersten bis zur letzten Zeile heruntergemacht. Einzig die Tatsache eines Parteiwechsels wird als Indiz für „Prinzipienlosigkeit“ genommen. Ist nicht vielmehr Prinzipientreue für einen solchen Schritt zu vermuten, angesichts von Substanz und Zustand der Grünen? Der Leser kennt Frau Dederer in der Regel nicht; wenn inhaltliche Gründe für den Vorwurf vorliegen, hat er Anspruch, diese in einem kritischen Artikel auch benannt zu bekommen. Aber für Häme wäre dann immer noch kein Grund. Wir Leser sind keine zu mobilisierende Meute. Ich hoffe auf eine großartige weitere Entwicklung der JF sowie ihres journalistischen und intellektuellen Formats! Dr. Helmut de Craigher, Stuttgart     Zu: „Jede neue Moschee ein Brückenkopf“ von Udo Ulfkotte, JF 39/08 Wahre Tragik blieb verborgen Udo Ulfkotte hat in seinem Text sehr viel Interessantes geschrieben. Allerdings bleibt die wahre Tragik um den Fall Konstantinopels verborgen. Denn die mächtige Stadt am Bosporus stellte länger als ein halbes Jahrtausend lang ein unüberwindbares Hindernis für die Armeen des Islam dar. Erst nachdem es 1204, durch den von Venedig geführten vierten Kreuzzug, erobert und geplündert wurde, verlor es seine Macht und die Fähigkeit, den Türken Widerstand zu leisten. Die Schuld für seinen Untergang liegt daher weniger beim Expansionswillen des Islam, sondern viel mehr bei der Ignoranz, Profitsucht und Kurzsichtigkeit anderer Christen. Alexander Straube, Eichenau     Zu: „Götterdämmerung“ von Wilhelm Hankel, 39/08 Gier ist nicht systemspezifisch Das von Hankel geforderte Gegenbild einer staatlichen Kontrolle ist in Deutschland bei der KfW mit einem 37köpfigen, vor allem aus Politikern zusammengesetzten Verwaltungsrat und bei diversen zu Versorgungsanstalten des öffentlichen Dienstes degenerierten Landesbanken zu besichtigen. Geld in öffentlicher „Kontrolle“ hat dazu geführt, daß viele Staaten einen gigantischen, nur durch selbstinduzierte Inflation abzutragenden Schuldenberg angehäuft haben und die größten Bankrotteure die Regierungen sind. Als „lender of last resort“ müssen nicht die Papier bedruckenden Notenbanken, sondern immer die Steuerzahler einer schrumpfenden Mittelschicht herhalten, denen man in Deutschland über die Hälfte des erarbeiteten Einkommens abpreßt. Der Unterschied zwischen einem ordnungspolitisch relativ frei agierenden kapitalistischen System und dem bürokratisch-korporatistischen Staatskapitalismus besteht darin, daß im ersteren normale und sogar wünschenswerte Krisen und Zusammenbrüche letztendlich Fehlallokationen beseitigen und zu einem effizienteren System führen, während im letzteren die Geld- und Wertvernichtung systemisch wird. Daß die Gier als Movens wirtschaftlichen, privaten und öffentlichen Handelns eben nicht systemspezifisch, sondern ein allgemeines, nur durch ethische Kategorien eingrenzbares Phänomen ist, wäre eine auch von der politischen Klasse zu beherzigende Erkenntnis, die immer gern mit Fingern auf andere deutet, um von sich selbst abzulenken. Alfred Wollmann, Erding     Zu: „Sonne an der Ostsee, kein Schnee in Garmisch“ von Stefan Schrank, JF 39/08 Kleine Eiszeit wahrscheinlicher Es ist doch immer wieder interessant, was unsere Experten aus ihren Glaskugeln herauslesen. Jetzt können sie schon vorhersagen, wie das Klima im Jahre 2100 sein wird, aber unser Wetterdienst liegt oft bei einer Vorhersage für die nächsten drei Tage falsch. Ich bezweifle stark die Prognose, daß es in Europa durch den Klimawandel (ob vom Menschen bzw. CO2 verursacht oder nicht, sei dahingestellt) langfristig zu einem Temperaturanstieg kommen wird. Viel eher fürchte ich eine kleine Eiszeit ähnlich derjenigen zwischen 1550 bis 1850, als in Island, Norwegen und in den Alpen Bauernhöfe und Ackerland dem Eis überlassen werden mußten. Meine Begründung: Wenn durch die Erderwärmung das Eis in der Arktis geschmolzen ist, wird sich der Golfstrom sehr stark verändern. Ich vermute, daß er ganz zum Erliegen kommt, da der enorme Antrieb durch das Eis der Arktis wegfällt. Welches Klima uns diese milden Westwinde bisher bescheren, sieht man sehr deutlich am Beispiel New York. Obwohl die Stadt südlicher liegt als Rom, sind doch manche Winter recht heftig. Dipl.-Ing. Hubert G. Ingenhaag, Leinfelden-Echterdingen     Zu: „Zeichen der Landnahme“ von Kurt Zach, JF 39/08 Er hatte Deutschland gewarnt Leider wird auch in Ihrer ansonsten guten Zeitung die bösartige Verleumdung des Norwegers Vidkun Quisling durch das Schimpfwort „Quislinge“ betrieben — und das auch noch auf der Titelseite. Vidkun Quisling war weder ein Verräter noch ein Karrierist. Er war ein norwegischer Patriot, dessen „Vergehen“ darin besteht, Deutschland vor der englisch-französischen Landungsabsicht in Norwegen zum Frühjahr 1940 gewarnt zu haben. Nach einer erfolgreichen Landung hätten England und Frankreich versucht, Deutschland vom nordschwedischen Eisenerz abzuschneiden, womit auch noch Schweden in den Krieg hineingezogen worden wäre. Quislings Warnung dürfte dazu beigetragen haben, Schweden dieses Schicksal zu ersparen. Eine Ehrenerklärung für Quisling stünde Ihrer Zeitung weitaus besser an als das Nachplappern der verleumderischen alliierten Weltkriegspropaganda. Christoph Klein, Rauenthal     Zu: „Das gelöschte Gedächtnis“ von Thorsten Hinz, JF 37/08 Wir halten Erinnerungen wach Waren Sie schon einmal in einer Buchhandlung? Zum Beispiel in Tübingen im „Osiander“? Dort stehen etwa 200 Bücher zum Thema der Vertreibung aus Ostpreußen, Schlesien, Sudetendeutschland. Schlimme Schicksale werden aufgezeigt. Da mein Vater aus Schlesien stammt, interessieren mich diese Erzählungen. Ich selbst, 53 Jahre, habe nicht den Eindruck, daß dieses furchtbare Ereignis vergessen oder verharmlost wird. Familien wie wir halten diese Erinnerungen wach — bis zu den Enkeln und Urenkeln. Dies war zu DDR-Zeiten so und wird auch so bleiben. Das Problem ist: Viele interessieren sich doch gar nicht mehr für diese „alten Geschichten“. Angelika Hörner, Striegistal

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