Sicherheit statt Risiko, Gemeinsinn statt Selbstverwirklichung um jeden Preis, schnelle Arbeitsmarktreformen, diese aber ohne weitere soziale Einschränkungen – dies sind die wichtigsten Positionen und Anliegen der Deutschen im Jahr 2005. Es sind die Kernaussagen der neuesten Generationenstudie der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung, für die im Sommer deutschlandweit 2508 Personen aller Altersschichten befragt worden sind. Neben der generationenspezifischen Relevanz von politischen Problemen und Aufgaben und der Erforschung von Grundüberzeugungen, Wertorientierung und Wertewandel widmet sich die Studie im besonderen den Themenbereichen Patriotismus und Nationalstolz. Gesamtsituation überwiegend negativ beurteilt Grundsätzlich wird von den Befragten die Gesamtsituation in Deutschland überwiegend negativ beurteilt. Sechs von zehn Teilnehmern gaben an, daß die derzeitigen Verhältnisse in Deutschland „Anlaß zur Beunruhigung“ bieten. Dagegen hat sich die Einschätzung der privaten Zukunftserwartung verbessert: Immerhin 34 Prozent sehen ihrer Zukunft mit Zuversicht entgegen, 36 Prozent hegen Befürchtungen, der Rest sieht der Zukunft mit gemischten Gefühlen. In etwa stimmt dieser Befund mit dem Befragungsergebnis von 2001 überein, während er eine deutliche Verbesserung gegenüber 2002 darstellt, als nur 20 Prozent der Befragten ihrer Zukunft mit Zuversicht entgegensahen und 50 Prozent Befürchtungen äußerten. Bei der Frage nach der Bewertung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage fällt auf, daß sie von der jüngeren Generation (16- bis 34jährige) weitaus besser eingeschätzt wird als von der älteren (über 60). So bewerten 21 Prozent der Jüngeren die Situation als sehr gut oder gut, dagegen nur 11 Prozent der Älteren. Schlecht wird sie von 46 Prozent der Jüngeren bewertet, bei den Älteren sind es sogar 64 Prozent. Die wichtigste bundespolitische Aufgabe ist für 79 Prozent aller Befragten die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Erst mit weitem Abstand folgen wirtschafts- und sozialpolitische Themen, wie Wirtschafts- und Steuer- beziehungsweise Renten- und Gesundheitspolitik. Als momentan unwesentlichste Aufgabe wird die „Innere Sicherheit“ eingestuft. Gleichfalls ist die Bereitschaft der Befragten, zur Lösung der Probleme persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen, eher gering. Besonders fällt dies bei der Arbeitsmarktpolitik auf: So glaubt die Mehrheit der Befragten (52 Prozent), daß eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich nicht für positive Aspekte auf dem Arbeitsmarkt sorgen würde. Aber auch die Lockerung des Kündigungsschutzes bei Neueinstellungen, die Einschränkung der Mitbestimmung der Gewerkschaften in Aufsichtsräten großer Aktiengesellschaften sowie die Einführung betrieblicher Bündnisse statt Flächentarif bei Unternehmen, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, werden von der relativen Mehrheit der Befragten jeweils als „nicht wirksam“ eingestuft. Nur Neueinsteiger in den Arbeitsmarkt beurteilten die Wirksamkeit bestimmter Reformvorschläge etwas besser. Viele sehnen sich nach mehr Patriotismus Vielleicht am eindrucksvollsten spiegelt sich die derzeitige Negativstimmung in Deutschland bei den Themen Patriotismus und Nationalbewußtsein wider. Bei den Gründen und Anlässen, die die Deutschen mit Stolz erfüllen könnten, haben sich seit 2001 erhebliche Verschlechterungen ergeben. Dies betrifft gleichermaßen wirtschaftliche wie politische und kulturelle Aspekte. So waren 2001 noch 31 Prozent der Befragten „sehr stolz“ auf die wissenschaftlichen und technologischen Leistungen in Deutschland, 2005 sind es nur noch 22 Prozent. Die allgemeinen wirtschaftlichen Erfolge waren 2001 noch für 28 Prozent der Befragten ein Grund zu großem Stolz, 2005 lediglich noch für elf Prozent. Weit weniger stolz sind die Deutschen auch auf die sozialstaatlichen Leistungen ihres Landes: 2001 war noch jeder vierte (26 Prozent) „sehr stolz“ darauf, 2005 nur noch jeder zehnte. Umgekehrt hat die Haltung, „nicht sehr stolz“ auf Leistungen zu sein, im Vergleich zu 2001 erheblich zugenommen. So waren 2001 13 Prozent der Befragten „nicht sehr stolz“ auf die deutsche Kunst und Kultur, 2005 bereits fast jeder fünfte (19 Prozent). Ebenso erheblich ist das Potential derer gewachsen, die „nicht sehr stolz“ auf die friedliche Wiedervereinigung sind (2001: 13 Prozent, 2005: 19 Prozent). Interessanterweise ist trotz des deutlichen Verlustes an Parametern, die als Begründung für Nationalstolz dienen können, das Bedürfnis, Stolz auf sein Vaterland zu entwickeln, gegenüber 2001 deutlich gewachsen. Insgesamt fordert mehr als jeder dritte Befragte (34 Prozent), in Zukunft mehr Nationalstolz zu zeigen, 2001 befürworteten dies nur 26 Prozent. Allerdings gibt es in dieser Frage große Unterschiede zwischen den Generationen: So befürworten 38 Prozent der Älteren, jedoch nur 26 Prozent der Jüngeren, den nationalen Gefühlen in Deutschland größeren Ausdruck als bisher zu verleihen.