Dick Cheney hat einen 78 Jahre alten Jägerkollegen mit einer Wachtel verwechselt. Doch es fehlt leider das US-typische „Happy End“. Es handelt sich nämlich nicht um einen Film, sondern um die Wirklichkeit: Der Jägerkollege wurde angeschossen und mußte mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Jede Woche gibt es allein in Deutschland durchschnittlich einen für Menschen tödlichen Jagdunfall. Wenn man nicht gerade ein radikaler Tierschützer ist, wird man nun nicht gleich nach der Aufgabe der Jagd rufen. Im Fall des US-Vizepräsidenten kommt allerdings hinzu, daß er zum puren Vergnügen auf die Jagd nach eigens dafür gezüchteten Wachteln ging. Über Ex-Stasi-Minister Erich Mielke wird sogar berichtet, Angestellte hätten ihm Tiere direkt vor die Flinte gescheucht, damit er sie bequem abschießen konnte. Die Grenzen zwischen gerechtfertigter Jagd und Geschmacklosigkeit sind fließend. Cheney bewegt sich hier in einem Zwischenfeld, unterstellt man, daß er die abgeschossenen Tiere nicht wegwirft, sondern auch verspeist. Tierschützer nutzen den Vorfall, um den Sinn des Jagdsports öffentlichkeitswirksam anzuzweifeln. Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, wenn die Tierrechtsorganisation Peta empfiehlt, das Jagdgewehr gegen den Tennisschläger einzutauschen. Sportlich kann man sich schließlich auch betätigen, ohne dafür Tiere zur Strecke zu bringen. Die Jagd überhaupt einstellen zu wollen, ist hingegen eine so radikale Forderung, daß sie kaum jemanden erreicht. In Wald und Flur immerhin leben Tiere artgerechter als im Stall. Allerdings wird so manches Tier nur angeschossen und muß genauso Qualen leiden wie manch ein irrtümlich angeschossener Jäger.
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