Das sind die Folgen der Antidiskriminierungspolitik: Mit Susan Hockfield steht zum erstenmal seit 140 Jahren eine Frau an der Spitze des Massachusetts Institut of Technology (MIT), einer der renommiertesten Universitäten der USA. Doch wer nichts von Neurobiologie und speziell von Gehirnkrebsen versteht, muß den Eindruck gewinnen, daß es sich hier um eine „Quotenfrau“ handelt. Für eine Berufung als Präsident sind neben der Forschungsarbeit gerade auch die administrativen Fähigkeiten entscheidend. Und da scheint die 53jährige vom Typ Gertrud Höhler ihre eigene Karriere zielstrebig vorbereitet zu haben. 1994 leitete Susan Hockfield von Yale aus eine „Wahrheitskommission“ von 16 Wissenschaftlern, welche die „Diskriminierung von Frauen am MIT“ untersuchen sollte. Als Resultat schnellte der weibliche Anteil am Lehrkörper in den letzten Jahren von 96 auf 169 empor. Die Berufung einer Frau als Leiterin ist die Konsequenz dieser Strategie. Entsprechend beschreibt Hockfield ihre Genugtuung: „Dies ist wirklich ein Tag, an dem man sich zurücklehnen und sagen kann: So sieht sozialer Wandel aus.“ Ob auch wissenschaftlicher Fortschritt so aussieht, können die meisten, wie gesagt, nicht beurteilen. Wissenschaftliche Freiheit sieht jedenfalls anders aus.
Nehmen wir an, daß es Frauen bei gleicher Eignung bis heute schwerer haben, männlich dominierte Wissensgebiete zu erobern. Sollen sie es deshalb von nun an leichter haben? Nein, gerade weil es früher Mauscheleien gab, sollten wir hier und jetzt und in jedem einzelnen Fall nach fachlichen Qualifikationen entscheiden – oder uns dies wenigstens vornehmen. Schon ohne ideologische Infiltration ist eine Institution mit 20.000 Studenten und Lehrern und – weit beeindruckender – 5,1 Milliarden Dollar Stiftungsvermögen wie das Massachusetts Institute von quasi-politischen Kriterien abhängig. Seitdem US-Visa mit Rücksicht auf den Terror nur noch schwer zu bekommen sind, ist der Ausländeranteil der Studenten um 17 Prozent gesunken. Die Besten sind nicht alle Amerikaner. In der Tradition des MIT spielen Biologie und Medizin eher eine Nebenrolle. Es soll immer noch Physiker und Informatiker an diesem hehren Ort geben, die solche Fächer für „weibisch“ halten. Inzwischen aber ist der riesige Gesundheitsmarkt eine mindestens so lohnende Perspektive wie die klassischen Ingenieurwissenschaften inklusive Mikroelektronik. Vielleicht aus diesem Grund hat sich die Rendite des Instituts in den letzten Jahren verschlechtert. So könnte auch das gefragte Fachgebiet von Hockfield zu ihrer Wahl beigetragen haben. Sie will das MIT zum „Traum eines jeden Kindes“ machen und die „Welt zu einem besseren Ort“. Und den Geist zu einem gefragten Markenartikel. Frauen zahlen nur die Hälfte.
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