Viele Idioten werden sich freuen. Peter Handke hat in seiner Dankesrede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an ihn durch die Universität Salzburg erklärt, er werde von nun an nie wieder in der Öffentlichkeit auftreten. Er habe die Nase gründlich voll. Früher hätten sich die Idioten aus dem öffentlichen Diskurs herausgehalten, beziehungsweise seien aus ihm herausgehalten worden. Heute beherrschten sie ihn und verwandelten ihn in einen kompletten Idiotenstall. Das sei zuviel. „Ohne mich“, bekräftigte der österreichische Schriftsteller. Ob er sich seinen Verzicht wirklich genau überlegt hat? „Idiot“ hieß im alten Griechenland, auf das Handke anspielte, nichts weiter als „Privatmann“. Idioten waren die Epikureer und andere Hedonisten, die die öffentlichen Angelegenheiten von vornherein verachteten. Es waren außerordentlich kluge Herrschaften, und ihre demonstrative Abwesenheit schadete der öffentlichen Diskussion sehr, machte sie langweilig und konformistisch. Heute ist „Idiot“ ein Schimpfwort, bezeichnet Leute, die von nichts eine Ahnung haben, und Handke hat schon recht, wenn er unterstellt, daß just solche Ignoranten zur Zeit die Kanäle verstopfen und jeden vernünftigen Diskurs in ein affenartiges Herumgeschmeiße mit Kokosnüssen verwandeln. Es sind zwar durchaus noch Hedonisten, Glücksritter, aber solche von der trübseligsten, unreflektiertesten Sorte. Von Epikur keine Spur. Hier kampflos das Feld zu räumen, grenzt an Fahnenflucht. Handke mag in seinen öffentlichen Äußerungen oft skurril und auch für Wohlmeinende irgendwie enttäuschend sein, aber er ist doch in jedem Fall ein Format, man muß über seine Äußerungen nachdenken. Er vermasselt den Wächtern der Political Correctness die Tour. Wenn er sich nun überhaupt nicht mehr einmischt, wird alles noch trostloser. Wie gesagt, viele Idioten werden sich freuen, doch es werden leider die falschen Idioten sein.
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