Ist der Luftkrieg gegen die Deutschen ein Verbrechen? Diese Frage treibt derzeit die Feuilletons um. So widmet sich auch das Magazin Geo in seinem aktuellen Februar-Heft gleich mit zwei umfangreichen, reich bebilderten Artikeln dieser Frage. Sicherheitshalber jedoch unter der politisch korrekten – wenn auch geschichtswissenschaftlich nicht haltbaren – Überschrift „Terror gegen den Terror?“ Allerdings ist die als Beispiel ausgewählte Darstellung des britischen Angriffs vom 28. Juli 1943 auf Hamburg mehr als deutlich. Die Darstellung der Fakten ist dabei gut gelungen und dürfte jeder Prüfung standhalten. In der Gretchenfrage der moralischen Beurteilung des Luftkrieges schwankt das Heft dann aber erwartungsgemäß hin und her. Hinzu kommt, daß einige wichtige Tatsachen ungesagt bleiben. Zwar erwähnt man den italienischen Luftkriegstheoretiker Guilio Douhet, leider jedoch nicht seinen französischen Kollegen Camille Rougeron, dessen Ideen für die Luftwaffe grundlegend waren. Dies ist deswegen wichtig, weil bei der moralischen Bewertung des Luftkrieges immer wieder das Verhalten der deutschen Luftwaffe als Vergleich herangezogen wird. Zwar geht Geo darauf ein und stellt sogar fest, daß dies als Beurteilungsgrundlage nicht ausreicht, doch hätten es insbesondere die Hinweise auf die im Völkerbund unter der Bezeichnung „Abrüstung“ gemachten Versuche, durch Einführung einer Luftkriegsordnung den Luftkrieg gegen die Bevölkerung zu unterbinden, verdient noch vertieft zu werden. Den Einsatz der neuen Bomberwaffe durch die europäischen Kolonialmächte in ihren Kolonien wertet Geo zu Recht als Ausdruck eines Allmachtsdenkens, das sich mit der Erkenntnis der militärischen Bedeutung der Luftwaffe an sich in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ausgebreitet hatte. Letzteres zeigt sich exemplarisch in der Schilderung des oben genannten Luftangriffs auf Hamburg, den die Royal Air Force (RAF) entlarvend als „Operation Gomorrha“ bezeichnet hatte. Die Darstellung dieses Angriffs in Form einer Schilderung der Erlebnisse Betroffener ist beeindruckend und bringt deutlich zum Ausdruck, daß es einer Militärmacht nicht erlaubt sein darf – unabhängig vom Kriegsgrund – in solch grausamer Weise Menschen zu Tode zu bringen. Die Darstellung zeigt auch, wie präzise der Stab des Churchill-Beraters Lindemann arbeitete, um über das militärische Bombardement hinaus einen apokalyptischen Feuersturm zu entfachen. Spannend zudem, wie dessen physikalisches Entstehen mittels Graphik und unter Einbeziehung der Topographie Hamburgs in bewährter Geo-Manier anschaulich dargestellt wird. Geo: Gruner + Jahr, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg, Tel. 040 / 3703-0, Internet: www.GEO.de . Das Einzelheft kostet 5,80 Euro.