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Tausende leben vom Internethandel

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Leichter könne Geld nicht verdient werden, sagen Ebay-Süchtige. Die Entstehungsgeschichte des virtuellen Auktionshauses begann vor drei Jahren schon an wie ein Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“. Sechs Studenten gründeten im März 1999 die Firma Alando. Sie kopierten eine US-Geschäftsidee: ebay.com. Alando setzte sich blitzschnell als größtes deutsches Internetauktionshaus im Markt fest. Es ist die typische Geschichte von Internetprogrammierern, die eine Karriere vom Garagen-Gründer zum Millionär hinlegen. Nach einem Monat überschritt die Zahl der Seitenzugriffe die Dreimillionenmarke. Im Sommer hatte alando.de bereits 65.000 registrierte Nutzer. 115.000 Auktionen wurden täglich abgewickelt. Die Firma wuchs jeden Monat um 150 Prozent! Ende Juni 1999 kam dann Pierre Omidyar, der Gründer von ebay.com, nach Berlin. Gemeinsam mit Omidyar gaben die sechs Jungunternehmer eine Pressekonferenz. Für geschätzte dreißig Millionen Mark verkauften sie ihre nicht einmal vier Monate alte Firma an den Amerikaner. Heute ist Ebay das größte Internet-Handelshaus der Welt. Es bietet die Möglichkeit, Artikel in Tausenden von Kategorien zu versteigern und zu erwerben: Sammlerobjekte, Computer, Telefone, Autos, Spielzeug, Kinderwagen, CDs oder gar ein Büstenhalter von Marilyn Monroe – einfach alles. Der BH brachte übrigens 11.000 Dollar. Den Unternehmensgründer Omidyar hat seine Idee inzwischen zum zweitreichsten Mann der Welt unter 40 Jahren gemacht. Er bringt es laut Fortune auf 7,1 Milliarden Dollar. Der Erfolg von Internet-Auktionshäusern ist im unkomplizierten Verfahren begründet. Jeder kann von zu Hause handeln. Niemand muß zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein. Die Anbieter finden einen Markt mit Millionen Käufern und die Käufer einen Markt mit Millionen Anbietern vor. Es gab schon Verkäufer, die ihre Seele („gut erhalten, wenig Sünden“) zum Verkauf angeboten haben. Hierfür gab es trotz des Spottpreises von einem Dollar keinen Abnehmer. Ebay akzeptierte das Angebot unter der Kategorie „religiöse Sammelstücke“. Ein anderes skurriles Geschäftsfeld sind Charaktere aus Computerspielen. Bei Strategiespielen wie Ultima kann der Spieler eine Spielfigur so lange trainieren, bis sie über einen besonders hohen Kampfwert und über hohe Führungsqualitäten verfügt. Im wirklichen Leben ist dieser „Erfolg“ natürlich nichts wert. Aber andere Spieler zahlen Tausende von Dollar für eine solche virtuelle Spielfigur. Andere ersteigern virtuelles Spielgeld für reale Euronoten. Derzeit stehen zum Beispiel 21.000 Nokia-Handys zum Verkauf. Insgesamt sind es rund zehn Millionen Artikel weltweit und eine Million Artikel, die Ebay Deutschland anbietet. Ein Interessent oder Verkäufer muß nur die Internetseite von Ebay aufsuchen und sich registrieren lassen. Dann kann er an Auktionen teilnehmen. Diese sind zeitlich begrenzt. Wer beim Ablauf der Auktion das höchste Gebot abgegeben hat, erhält die Ware. Der Käufer überweist das Geld an den Verkäufer. Dieser versendet den Artikel auf dem Postweg. Inzwischen fällt der virtuelle Hammer weltweit 200.000mal am Tag. Im Quartal setzt das Auktionshaus eine Milliarde Euro um. Da wundert es nicht, daß es Kriminelle gibt, die Mißbrauch damit betreiben. Bei der Menge der Transaktionen läßt sich das aber nicht ausschließen. Die einfachste Variante war, daß der Verkäufer das Geld kassierte, die Ware aber nicht lieferte. Der Geprellte mußte dann zivilrechtlich gegen den Verkäufer vorgehen. Dafür mußte er ihn aber zuerst über dessen Bankverbindung ausmachen. Ebay akzeptiert deswegen nur noch Nutzer, die eindeutig identifiziert werden können. Die Käufer können zudem die Zuverlässigkeit der Verkäufer beurteilen, was für alle Handelnden ersichtlich gemacht wird. So kann sich ein potentieller Käufer vorab ein Bild von seinem Handelspartner machen. Die Ebay-Gemeinschaft kontrolliert sich dadurch selbst. Der jüngste Fall ist ein 34jähriger Türke aus Bielefeld. Er kassierte bei Hunderten Käufern ab, ohne ihnen die Ware zu schicken. 30.000 Euro Schaden soll er angerichtet haben. 725 Geschädigte haben sich an die Polizei gewandt. Früher schon kam Ebay in Verruf, weil Waffen und Alkohol gehandelt wurden. Kinder, die Alkohol, und Kriminelle, die Pistolen erwerben, hätten zu einem Desaster werden können. Also wurden solche Artikel aus dem Produktportfolio ausgeschlossen. Das Unternehmen hatte reichlich Negativschlagzeilen produziert, als jemand eine Niere zum Verkauf anbot und drei Babies zum Verkauf standen. In Deutschland suchte die Staatsanwaltschaft in den letzten Monaten viele Ebay-Nutzer auf, die versucht hatten, DDR-Banknoten in gewaltigen Mengen unter das Volk zu bringen. Hintergrund: In vielen Fällen handelt es sich um Hehlerware. Denn die meisten DDR-Banknoten wurden im Zuge der Währungsunion eingesammelt. Die Bundesbank lagerte sie in einem Stollen in Thüringen ein, in den mehrfach eingebrochen worden ist. Die Täter entwendeten dabei unzählige Geldscheine, die zehn Jahre nach der Wende bereits einen erheblichen Sammlerwert hatten. Die Diebe glaubten offenbar, die Ware bei Ebay risikolos verkaufen zu können. Andere Probleme plagen das Internet-Auktionshaus seit seiner Gründung. Die gewaltige Masse an Daten ist selbst für die besten Rechner manchmal nicht mehr zu verkraften. Immer wieder sind diese ausgefallen. Deswegen wurde Ebay auch schon in Ebayla – abgeleitet von Ebola – umgetauft. Der Aktienkurs von Ebay verlor einmal nach mehreren Systemabstürzen zwei Drittel an Wert. Die Auktionsplattform konnte alle rechtlichen Fußangeln umgehen. Und angesichts der großen Zahl von Transaktionen muß man dem Unternehmen geradezu gratulieren, daß es so wenig „erfolgreichen“ Mißbrauch gibt. Jetzt droht Ebay trotzdem in Konflikt mit dem Rechtsstaat zu kommen. Die Gründer legten bisher großen Wert darauf, daß ihre Plattform dem C2C-Handel (Konsument-zu-Konsument) dient. Das Gegenteil wäre der B2C-Handel, also Unternehmen-zu-Konsument. Unter Privatpersonen ist der Handel nämlich von der Umsatzsteuer befreit. Anfang September räumte der Deutschlandchef von Ebay jedoch ein, daß inzwischen rund 10.000 Personen vom Ebay-Handel ihren Lebensunterhalt verdienen. In Bayern, so Philipp Justus gegenüber dem Berliner Tagesspiegel, gäbe es einen 25jährigen, der mit dem Verkauf von Kameras dreißig Personen beschäftige. Außerdem wird inzwischen ein Viertel der Ware zu Festpreisen verkauft, was auch auf professionelle Vermarktung schließen läßt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange es dauert, bis die Finanzämter hier einschreiten werden. Denn nicht nur die Abführung der Umsatzsteuer würde die staatlichen Kassen füllen. Außerdem müßten Profihändler ihre Gewinne versteuern. Und dies wird sich der Fiskus sicherlich nicht entgehen lassen. Um einer solchen Entwicklung vorzubeugen, bietet das Unternehmen Kurse für Unternehmensgründer an. Wer Auktionen professionell nutzen möchte, kann sich in gemeinsam von Ebay und der Industrie- und Handelskammer (IHK) angebotenen Lehrgängen beraten lassen. Trotzdem ist dem Unternehmen klar, daß die Finanzämter schon jetzt ein Auge auf Ebay geworfen haben. „In Nordrhein-Westfalen gibt es eine ganze Abteilung“, so Unternehmenssprecherin Maike Fuest, „die sich nur mit Ebay-Auktionen befaßt.“

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