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Marc Jongen, ESN Fraktion
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ESN-Fraktion, Europa der souveränen Nationen

Nicht mehr von Party zu Party ziehen

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Als kürzlich im Nachtprogramm des Österreichischen Fernsehens ein sozialdemokratischer Veteran der Kreisky-Ära und eine Jungpoli-tikerin der Kanzlerpartei ÖVP aneinandergerieten, hatten sich die Fronten seltsam verkehrt: die Bundesobfrau der Jungen Volkspartei, die 22jährige BWL-Studentin und Nationalratsabgeordnete Silvia Fuhrmann, attackierte den 70jährigen ehemaligen Innenminister und jetzigen Obmann der SPÖ-Senioren, Karl Blecha, weil dieser den verbilligten Eintritt für Senioren in Museen und andere Vergünstigungen mit dem Argument verteidigte, schließlich hätte die ältere Generation ein Leben lang hart gearbeitet. Fuhrmann hingegen nannte solche „Privilegien“ nicht mehr zeitgemäß, sie müßten abgeschafft werden. Und so war man dann wieder beim derzeit heftigst diskutierten Generationenkonflikt. Blecha, dem es buchstäblich die Sprache verschlug, stand plötzlich als reaktionärer Vertreter des Patriarchats und der „Oldies“ da, während der flotte weibliche ÖVP-Nachwuchs „progressive“ Punkte sammelte. Ausgelöst hatte diese verdrehte Konfrontation Fuhrmanns Parteikollegin Elisabeth Gehrer, Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Auf „politisch unkorrekte“ Weise griff die 61jährige ÖVP-Vizechefin in die auch in Österreich aktuelle Debatte um den Generationenvertrag ein. Die junge Generation, so Gehrer, solle sich bewußt werden, daß der Sinn des Lebens nicht darin bestehen könne, „von Party zu Party zu rauschen“. Die Jungen müßten den Generationenvertrag erfüllen, eine Familie gründen und Kinder zeugen. Auch die älteren Dinks („double income, no kids“- zwei Verdiener, keine Kinder) kriegten ihr Fett ab: „Kann es das Lebensziel sein, nur das höchste Einkommen zu lukrieren, bringt dir das später die höchste Befriedigung, daß du eine Ferienwohnung in Ibiza und ein Domizil in Lech hast?“ fragte die Mutter dreier erwachsener Söhne. Die ÖVP-Politikerin nahm damit gegen die Tendenz zur „Spaß-Generation“ Stellung, die auch in Österreich weit verbreitet ist. Das Resultat solch ministerieller Schelte war vorauszusehen: Fast alle Medien heulten vor Empörung auf. Die Wiener Presse, die zum katholischen Styria-Verlag gehört (der mit der Diözese Graz verbunden ist) wertete die „vorlaute“ Bundesministerin ironisch als „Tante Gehrer“ ab und machte sich zum Fürsprecher der Kinderlosigkeit: In der heutigen Situation sei der Verzicht auf Kinder – sei es zugunsten der Selbstverwirklichung oder für mehr Lebensqualität – „eine verständliche Variante und in vielen Fällen auch die verantwortungsbewußtere Entscheidung“, hieß es in einem Leitartikel des Qualitätsblattes. Die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures beschuldigte die Ministerin, sie wolle die Frauen an den Küchenherd zurücktreiben. Politiker der Grünen kritisierten Gehrers „reaktionäre Aussagen“ und meinten, die Unterrichtsministerin habe keine Ahnung von der heutigen Jugend. „Freundliches“ Feuer bekam Gehrer auch von einer Kabinettskollegin: der Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP). Diese versuchte das Problem zu bagatellisieren: Den Jüngeren sei „von Herzen vergönnt, von Party zu Party zu ziehen“. Sie sei überzeugt, „daß sie danach ihrer Verantwortung nachkommen und ihre Sehnsucht nach einer Familie verwirklichen“ würden. Wäre dem so, hätte Gehrer in der Tat falschen Alarm ausgelöst. In Wirklichkeit aber fällt die österreichische Geburtenrate dramatisch: Seit 1972 ist in Österreich die durchschnittliche Kinderzahl je Frau unter die kritische Grenze von 2,08 gefallen, bei der die Bevölkerungszahl stabil bliebe. Zum Vergleich: Noch 1963 kamen pro gebärfähiger Frau im Durchschnitt 2,83 Kinder zur Welt. Heute gibt es 1,37 Kinder je Frau. Allein die Zahl der Unter-Zwanzigjährigen ist seit den siebziger Jahren um eine Million zurückgegangen. Statistiker rechnen damit, daß in einzelnen Gebieten Österreichs 40 Prozent der Frauen kinderlos bleiben werden. Es ist bezeichnend, daß viele, die mit Gehrer polemisieren, den Kern des Problems umgehen: daß die „Selbstverwirklichung“ durch Kinderlosigkeit nicht nur zu einer enormen finanziellen Belastung der dann „übriggebliebenen“ Jungen führen muß – sondern daß am Ende die Selbstauslöschung der biologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Substanz Österreichs stehen muß. Allenfalls sind die Kindergegner bereit, eine verstärkte Einwanderung zu konzedieren. Sie verweisen dabei auf das Beispiel der USA oder auch Australiens. Das klingt sogar auf den ersten Blick plausibel: Österreich und besonders Wien lebt heute noch von der seinerzeitigen Zuwanderung aus den Ländern der alten k.u.k.-Monarchie. Ein Blick ins Wiener Telefonbuch zeigt, wie viele Tschechen, Ungarn, Kroaten und Polen damals zuwanderten und innerhalb von zwei Generationen assimiliert wurden. Nur handelte es sich damals um eine Zuwanderung von Nationen, die (meist) Katholiken und in ihrer Mentalität den Österreichern nahe verwandt waren. Heute ist dieser Zustrom fast versiegt, weil diese Völker gleichfalls unter Geburtenrückgang leiden. Statt dessen tauchen immer häufiger schwer assimilierbare Zuwanderer und Asylsuchende auf, die keineswegs bereit scheinen, sich österreichischen Gebräuchen anzupassen, sondern im Gegenteil ihre „Parallelgesellschaften“ mitten im Lande etablieren. Das aber muß eines Tages zu einer dramatischen Veränderung des sozialen und politischen Klimas führen. Bemerkenswert ist immerhin, daß sich die Unterrichtsministerin nicht den Schneid abkaufen ließ. Trotz des allgemeinen medialen Protestgeschreis und Querschüssen aus den eigenen Reihen schlug sie sich bei „Verhören“ im Fernsehen recht wacker. Unterstützung erhielt sie dabei durch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und den FPÖ-Vizekanzler Herbert Haupt, die dem Vorstoß der Ministerin recht gaben. Auch der Klubobmann der ÖVP im Parlament, Wilhelm Molterer, fand deutliche Worte: Ein Mitglied der Gesellschaft, das nur Rechte für sich in Anspruch nehmen und keine Pflichten erfüllen wolle, sauge „diese Gesellschaft aus“ und mache sie „unmenschlich“. Die Frage der Kinder in einer Gesellschaft habe eine viel tiefere Bedeutung als nur die Frage der Pension, formulierte der ÖVP-Fraktionschef. Kern des Problems bleibt freilich die Tatsache, daß Österreich – wenn sich der gegenwärtige Trend fortsetzt – vom Aussterben bedroht ist. Natürlich kann es sein, daß sich andere Nationen und Kulturen seiner Hülle und des „Mantels“ bedienen werden. Aber die Inhalte werden dann ganz andere sein: die fortschreitende „Islamisierung“ ist da nur einer von mehreren möglichen Aspekten. Die 51jährige ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl meinte dazu: „Hätten sich unsere Eltern und Großeltern in den schlimmen Zeiten des Krieges dieselbe Frage gestellt, ob sie sich Kinder leisten können, sähe die demographische Entwicklung heute wohl anders aus.“ ÖVP-Jungstar Silvia Fuhrmann sieht die zunehmende Überalterung der Gesellschaft rein finanztechnisch: „Die staatliche Pensionsvorsorge soll nur mehr der Existenzsicherung, nicht mehr aber der Lebensstandardsicherung dienen. Die betriebliche Pensionsvorsorge soll als zweite Stütze dienen. Und die private bzw. individuelle Pensionsvorsorge, die noch einer weiteren steuerlichen Begünstigung bedarf, ist das dritte Standbein. Damit ist die Pension auch für uns Junge gesichert.“ So einfach ist das -Kinder kommen in ihrem Konzept nicht vor.

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