BERLIN. Der Verleger Jakob Augstein hat heftige Kritik am Umgang der Linken mit ihren „Mitmenschen“ geübt und mit der SPD, Jan Böhmermann und den Medien abgerechnet. Im Podcast des stellvertretenden Bild-Chefredakteurs Paul Ronzheimer, „Ronzheimer.“, bezeichnete er „die Behandlung der AfD durch den deutschen Journalismus“ als „eine echte Vollkatastrophe“.
Der Eigentümer und Geschäftsführer der linksgerichteten Wochenzeitung Freitag kritisierte: „Man hat das Phänomen nicht ernst genommen, man hat versucht, es von sich wegzuhalten. Man hat gesagt: ‚Das sind Nazis, mit denen reden wir nicht.‘“
Als Beispiel führte er „Kolumnistinnen“ an, die gesagt haben: „‚Wenn mein Buch in der gleichen Buchhandlung verkauft wird wie ein Buch aus dem Antaios-Verlag, dann sorge ich dafür, daß mein Buch nicht in dieser Buchhandlung verkauft‘ wird“. Da würde ich sagen: Seid ihr alle geistesgestört? Spinnt ihr eigentlich alle? Ich meine, ihr könnt euch das halt nicht so backen, wie ihr wollt. Das sind alles eure Mitmenschen. Das ist der Typ, der kommt, wenn du einen Klempner bestellst – dann kommt der AfD-Typ zu dir nach Hause und macht dir das.“
Augstein: Wokeness spaltet Gesellschaft
Augstein begründet dieses Verhalten mit der Identitätspolitik, der sich die Linke verschrieben habe: „Sie können halt nur noch mit dem reden, der zu ihnen gehört.“ Der Verleger nannte das „dieses Woke-Denken (…), dieses Ausschließer-Denken, das Rechthaber-Denken, dieses Eliten-Denken“. Dieses halte er „für eine echte Katastrophe, weil es die Gesellschaft spaltet und weil es den Weg verbaut, um irgendwie noch zu gemeinsamen Gesprächen und zu Lösungen zu kommen“.
Den Moderator des „ZDF Magazin Royale“, Jan Böhmermann, bezeichnete Augstein als „Schlimmsten von allen“. Der 58jährige: „Diese Leute“ würden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Sie haben, so Augstein, einen „verheerenden Einfluß (…) auf das Denken von vielen Menschen, weil sie im Prinzip eine Vorbildfunktion haben“. Tatsächlich aber hätten sie „eine verheerende Wirkung auf das demokratische Klima in diesem Land“. Böhmermann hatte angekündigt, im Falle eines AfD-Sieges Deutschland zu verlassen (die JF berichtete).
„Was machst du dann, wenn du Jan Böhmermann bist?“
Man müsse immer miteinander sprechen: „Und das wird man dann übrigens auch in Ostdeutschland merken, wenn da lauter AfD-Ministerpräsidenten sind, was demnächst so sein wird. Was machst du denn dann, also wenn du Jan Böhmermann bist? Machst du dann deine Landkarte, die du deinen Kindern zeigst, ohne den Osten?“

In dem Gespräch mit Ronzheimer kritisierte er auch die Sozialdemokraten. Die SPD lebe „in den Trümmern ihrer Vergangenheit und ist im Grunde ein wandelnder Toter der Politik. Die Partei, der Augstein selbst angehört, sei „sowas von fertig“. Auch hier sei die Identitätspolitik der treibende Keil. Es sei „ein kulturelles Problem, daß die einfach den Kontakt verloren haben zu den Leuten – und den hat die AfD einfach aufgenommen“.
Augstein ergänzte: „Es gibt in der Linken eine Spaltung: Es gibt die urbane, feministische Gleichstellungslinke, und dann gibt es halt die Leute, die irgendwie noch jeden Tag arbeiten gehen und ihr Geld verdienen müssen und gucken, wie sie so klarkommen,“ sagte Augstein. „Daran ist letztlich am Ende auch die SPD zerbrochen, daß sie das irgendwie nicht mehr überein gekriegt haben.“ (fh)





