BRÜSSEL. Im Europaviertel Brüssels haben sich am Donnerstag tausende Landwirte zu massiven Protesten gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den südamerikanischen Mercosur-Staaten versammelt. Vorerst mit Erfolg: Auf dem EU-Gipfel stoppten die Staats- und Regierungschefs eine für Freitag geplante Reise von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CD) nach Südamerika, um den Deal zu unterzeichnen. Dies soll nun frühestens im Januar passieren.
Unweit des Europäischen Parlaments kam es derweil zu teils gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Wasserwerfer einsetzte.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich etwa 7.300 Demonstranten an den Protesten, die Veranstalter sprachen von rund 10.000 Teilnehmern. Hunderte Traktoren blockierten Zufahrtsstraßen. Demonstranten versuchten wiederholt, Absperrungen zu durchbrechen, setzten Pyrotechnik ein und legten Brände. Auch das Europäische Parlament war Ziel von Angriffen, unter anderem mit Kartoffeln und Feuerwerkskörpern.
Bauern stürmen das EU-HQ in Brüssel, während Selenskyj um Geld bettelt.
Heute protestierten Tausende Bauern gegen das MERCOSUR-Abkommen und Subventionskürzungen.
Es ist pure Verzweiflung vor dem Existenzverlust, der die Bauern auf die Straße treibt.pic.twitter.com/hc482DFx9z
— Georg Pazderski (@Georg_Pazderski) December 18, 2025
500 Bauern aus Deutschland an Protesten beteiligt
Aus Sicherheitsgründen verlagerte das EU-Parlament Mitarbeiter in andere Gebäude. In einer internen Mitteilung hieß es, die Beschäftigten sollten sich von Fenstern fernhalten, während die Polizei die Lage unter Kontrolle bringe. Nach Angaben einer Parlamentssprecherin wurden mehrere Gebäude beschädigt, mindestens eine Person wurde verletzt.
Auch Landwirte aus Deutschland beteiligten sich an den Protesten. Nach Schätzung des Bayerischen Bauernverbands reisten rund 500 Bauern aus der Bundesrepublik an. Günther Felßner, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands: „Wir stehen hier als Europäer. Europa braucht Stabilität – und diese Stabilität beginnt bei der Landwirtschaft.“ Die EU-Agrarförderung sei unverzichtbar für Ernährungssicherheit und den ländlichen Raum.
Hintergrund der Proteste ist das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Die Landwirte fürchten eine massive Konkurrenz durch günstige Agrarimporte, die unter niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards produziert werden. Zudem wächst die Sorge, daß europäische Bauern langfristig Einbußen bei Subventionen aus dem EU-Haushalt hinnehmen müssen.
Das Abkommen ist seit Jahren hochumstritten. Besonders Frankreich, aber auch Polen und Österreich äußerten wiederholt Vorbehalte. Kritiker sehen im Mercosur-Abkommen einen weiteren Schritt zur Liberalisierung zulasten der europäischen Landwirtschaft, während Befürworter auf neue Absatzmärkte und geopolitische Vorteile verweisen. (rr)







