BERLIN. Die Grünen haben die Mitgliedsfirmen des mittelständischen Wirtschaftsverbandes „Die Familienunternehmer“ indirekt aufgefordert, die Vorsitzende Marie-Christine Ostermann auszutauschen. Grund dafür ist, daß sie mit dem mecklenburg-vorpommerschen Spitzenkandidaten Leif-Erik Holm auch einen AfD-Politiker zu einem parlamentarischen Abend eingeladen hat.
Ostermann ist seit vielen Jahren Mitglied der FDP, läßt ihre Mitgliedschaft aber ruhen, solange sie den Verband führt. Die JUNGE FREIHEIT hatte bereits am Freitag darüber berichtet, daß der Verband die AfD nicht länger ausgrenzen wolle. Das „Kontaktverbot“ sei bereits im Oktober aufgehoben worden, teilte Ostermann zunächst auf LinkedIn mit und sagte das nun auch dem Handelsblatt. Am Montag dann starteten die Grünen und einige Medien eine Offensive gegen Ostermann.
„Die rund 6.500 Unternehmen, die im Verband organisiert sind, sollten sich sehr ernsthaft überlegen, ob Frau Ostermann als Vorsitzende des Verbands tatsächlich in ihrem Namen einer solchen gefährlichen Relativierung und Entwicklung das Wort redet“, erklärten die Grünen-Abgeordneten Konstantin von Notz und Andreas Audretsch gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Insofern erhoffen und erwarten wir eine Korrektur dieser jüngsten, geschichtsvergessenen Aussagen.“
„Die Familienunternehmer“ seien „billig und feige“
Die Deutsche Bank verkündete daraufhin, „Die Familienunternehmer“ müßten sich für ihren Parlamentarischen Abend einen neuen Veranstaltungsort suchen. Ihre Hauptstadtrepräsentanz werde nach der Einladung an AfD-Politiker dafür nicht mehr zur Verfügung stehen (die JF berichtete).
Der Spiegel legte in einem Kommentar nach und griff die Verbandsvorsitzende frontal an: „Geradezu verstörend ist nun Ostermanns Gerede über einen Sturz der Brandmauer.“ Denn: „Jede Veranstaltung kommt ohne AfD-Teilnehmer bestens aus“. Das Blatt behauptete über AfD-Politiker: „Sie wollen die EU sprengen, Millionen Migranten deportieren und Steuerprogramme für Besserverdiener durchsetzen.“

Niemand könne die AfD entzaubern, meint der Spiegel, erst recht kein Wirtschaftsverband: „Jeder Auftritt zappeliger Geistesgrößen wie Tino Chrupalla oder Bernd Baumann macht die Partei nur noch populärer, ihrem reaktionären Dauergeplapper ist kein Markus Lanz gewachsen. Aber Christine Ostermann und ihre Truppe?“ Ostermanns Argumentation, auch mit der AfD zu sprechen sei „billig und feige“.
Wirtschaftsverbände müßten auf der Brandmauer bestehen. Dies sei „kein Gratismut, sondern effektive Gefahrenabwehr“. (fh)






