WIESBADEN. Die Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO) hat vierzehn bekannten Filmgrößen ihre Ehrenmedaillen aberkannt, nachdem ein Gutachten des Münchner Instituts für Zeitgeschichte erhebliche NS-Belastungen bestätigt hat.
Bekannte Namen wie Leni Riefenstahl, Olga Tschechowa, Heinz Rühmann und Produzent Ludwig „Luggi“ Waldleitner dürfen damit nicht länger als Träger der Ehrenmedaille gelten.
Die Entscheidungen beruhen auf einer Untersuchung des Historikers Bernhard Gotto, der insgesamt 89 Filmschaffende auf ihre Rolle im Nationalsozialismus überprüfte. Rühmann sei zwar kein NSDAP-Mitglied gewesen, habe sich laut Gutachten jedoch „systemloyal“ verhalten. Tschechowa und andere hätten Vorteile aus ihrer Nähe zu Hitler, Goebbels und Göring gezogen. Waldleitner habe seine Biographie nach 1945 systematisch geschönt; entgegen seinen Angaben sei er nie aus der NSDAP ausgetreten und habe an Riefenstahls Olympia-Filmen mitgewirkt.
„Schwere Fehler“ bei Rühmann und Co.
Auch August Arnold, Mitbegründer des Kamera-Herstellers ARRI, verliert seine Medaille. Er habe sich früh den neuen Machthabern angedient und damit geworben, bereits 1927 einen Parteitag der NSDAP gefilmt zu haben. Weitere Betroffene hätten an Arisierungen verdient, von Zwangsarbeit profitiert oder das Medium Film propagandistisch für das Regime eingesetzt.
Die SPIO sprach rückblickend von „schweren Fehlern“, insbesondere bei der Verleihung an Leni Riefenstahl. Präsident Peter Schauerte erklärte, man wolle ein „klares Zeichen gegen Extremismus, Rassismus, Diskriminierung und Hetze“ setzen.
Gutachter Gotto zieht ein „bestürzendes“ Fazit: Die SPIO sei zwar kein außergewöhnlicher Sammelpunkt für Täter gewesen, habe sich jedoch in der Nachkriegszeit nicht von der „Kaltschnäuzigkeit gegenüber dem Leid der Opfer“ abgehoben, die zahlreichen NS-Funktionären ungebrochene Karrieren ermöglicht habe. (rr)







