FRANKFURT AM MAIN. Die deutsche Chemieindustrie hat im Herbst den niedrigsten Auftragsbestand seit mehr als 30 Jahren verzeichnet. Das geht aus dem monatlichen Geschäftsklimaindex des Münchener Ifo-Instituts hervor, das regelmäßig Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage und ihren Erwartungen für die kommenden Monate befragt.
Das Barometer für die Chemiebranche fiel im Oktober auf minus 19,4 Punkte, nach minus 12,0 im Vormonat. Besonders deutlich verschlechterte sich die Bewertung des Auftragsbestands, die mit minus 68,9 Punkten den schlechtesten Wert seit Beginn der neunziger Jahre erreichte.
Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf sprach von einer Kombination aus mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, sinkenden Verkaufspreisen bei gleichzeitig hohen Kosten und schwachen Aufträgen. Viele Betriebe sähen sich gezwungen, Investitionen zu drosseln und Personal abzubauen. Auch die Geschäftsaussichten seien deutlich pessimistischer geworden.

Deutscher Chemie droht Tod durch Bürokratie
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup, warnte vor einem drohenden Bürokratieinfarkt. Die deutsche Wirtschaft verliere zunehmend die Geduld, sagte er. Es gebe zu viele Formulare, Nachweispflichten und Absurditäten. Die Regulierungsflut aus Berlin und Brüssel sei mittlerweile belastender als hohe Energiepreise oder Steuern.
Nach Angaben des Ifo-Instituts liegt die Kapazitätsauslastung in der Chemiebranche derzeit nur noch bei 71 Prozent – weit unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 81 Prozent. Neue Impulse aus dem Ausland seien ebenfalls nicht zu erwarten. (rr)






