WIEN. Die Worte von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu Problemen im Stadtbild haben auch in Österreich für Aufsehen gesorgt. Das größte Boulevardblatt der Alpenrepublik hat sich unter Politikern in der Hauptstadt Wien umgehört.
Denn auch dort wird seit Jahren darüber diskutiert, wie sich Zuwanderung, Integration und öffentliche Sicherheit auf das Stadtbild auswirken. Und ob Wien heute noch so aussieht wie vor zehn Jahren.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wich gegenüber der Kronen Zeitung einer direkten Bewertung aus. „Die Frage ist nicht, wie ich einen individuellen Eindruck beschreibe, sondern, wie ich Herausforderungen im Zusammenleben löse“, sagte er. Wien sei eine „moderne Metropole mit hoher Lebensqualität“, doch auch eine Stadt mit wachsenden Herausforderungen. „Wo es zu Problemen mit Kriminalität kommt, muß durchgegriffen werden, denn das ist inakzeptabel.“ Früher sei Wien „eine graue Stadt“ gewesen, heute eine der lebenswertesten Metropolen Europas.
FPÖ sieht das aktuelle Stadtbild negativ
ÖVP-Politiker Markus Figl sprach deutlichere Worte. „Auch Wien spürt solche Entwicklungen. Die Stadtregierung muß endlich Integration und Ordnung durchsetzen.“ Wien sei eine „wunderschöne und vielfältige Stadt“, es gebe aber zunehmend Bereiche, die „unordentlicher und unsicherer“ geworden seien – besonders rund um Verkehrsknotenpunkte und Parks. „Wer keine Berechtigung hat, hier zu sein und sich nicht an Regeln hält, darf nicht das Bild unserer Stadt prägen.“
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp sah die Einschätzung von Merz bestätigt: „Das Wiener Stadtbild hat sich seit 2015 stark negativ verändert. Wir sehen Jugendbanden aus dem arabischen Raum, Talahons in Parks, vermehrt Frauen mit Kopftuch.“ Wien sei unsicherer und unfairer geworden. „Wenn man bedenkt, daß Völkerwanderer fürs Nichtstun mehr bekommen als Arbeitende, dann muß das System geändert werden.“ Es gebe aber auch viele Migranten, „die sich integriert haben und dieses System ebenfalls unfair finden“.
Grüne verorten Schlagzeilen
Neos-Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling wollte die Diskussion nicht auf Herkunft reduzieren. „Wir beurteilen Menschen nicht danach, woher sie kommen. Wer einwandert, muß sich einbringen.“ Wien sei vielfältig, und das Stadtbild ändere sich laufend. „Es gibt viele Negativ-Schlagzeilen, aber auch unzählige positive Beispiele von Menschen, die einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.“
Die grüne Gemeinderätin Judith Pühringer hielt Merz’ Äußerung für „billige Schlagzeilen“. Sicherheit beginne bei der Gestaltung öffentlicher Räume. „Ich möchte in einer sicheren und sauberen Stadt leben, in der Platz für Menschen, Bäume und Vielfalt ist.“ Wien sei vielerorts grüner und ruhiger geworden, doch es fehle „der Mut für große Ideen“. (rr)






