SCHWERIN. In der Mecklenburg-Vorpommerschen Landeshauptstadt Schwerin ist ein Streit über den Umgang mit einer dort stehenden Lenin-Statue ausgebrochen. Hintergrund ist die Entscheidung der Stadt, die das Bauwerk am 1. Oktober unter Denkmalschutz gestellt hatte. Die CDU-Fraktion im Landtag kritisiert das nunscharf.
„Eine Statue, die Opfer des Kommunismus verhöhnt, darf kein staatlich geschütztes Denkmal werden. Daß die Aufwertung der Statue zum Tag der Deutschen Einheit kommuniziert wurde, zeugt zudem von einem eklatanten Mangel an historischem Gespür“, sagte die Wissenschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Katy Hoffmeister. Die SPD-geführte Landesregierung „sollte sich fragen, welches Signal sie damit sendet an die Opfer der Diktatur und auch an die junge Generation“. Es sei etwas anderes, wenn etwa ein Museum die Statue bekäme, um sie einzuordnen und aufzuarbeiten. Und: „Wenn kein Museum Lenin will, dann sollte die Statue abgerissen werden. Einfach stehen lassen ist keine Option.“
AfD plädiert für Aufklärung über Lenin und Bolschewismus
Auch die AfD-Fraktion zeigte sich empört über die Entscheidung der Stadt. Der kulturpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Thore Stein, nannte sie „befremdlich“. Gleichzeitig warnte er davor, „zu leichtfertig lediglich einen Abriß zu fordern. Vielmehr sollte das Denkmal als Mahnmal eben an genau jene menschenverachtende Ideologie des Bolschewismus und seiner Nachahmer erinnern, für die Lenin stand“. Es sei statt dessen wichtig, über den Bolschewismus aufzuklären. Dazu forderte er: „Dieses Mahnmal muß aber in einen geschichtsdidaktischen Kontext vor Ort eingebettet werden – oder sofern das nicht möglich ist, an einen Ort transloziert werden, an dem diese Aufklärung umgesetzt werden kann.“ Sollte das nicht möglich oder nicht gewollt sein, wäre auch ein Abriß denkbar, betonte Stein.
Am Donnerstag kam es im Landtag zu einer Debatte zu dem Thema. Die Grünen-Fraktion hatte eine entsprechende Sitzung des Wissenschaftsausschusses beantragt. Der Grünen-Abgeordnete Harald Terpe appellierte an das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und die Landeshauptstadt Schwerin: „Wer die Statue unter Schutz stellen will, muß auch Verantwortung für ihre Einordnung übernehmen. Es reicht nicht, sie einfach als Kunstwerk oder stadtgeschichtliches Relikt zu deklarieren.“
Kommunismus-Opferverbände fordern anderen Umgang mit dem Thema
Zuvor hatte ein offener Brief mehrerer Kommunismus-Opferverbände und Autoren, der sich an den Landtag, die Landesregierung, die Stadtvertretung und Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) richtete, diese aufgefordert, der 1985 errichteten Statue keinen Denkmalschutz zuzuschreiben. Die Verfasser bemängeln, daß bei der Diskussion über den Umgang mit der Statue von Seiten des Denkmalpflegeamts die Perspektive der Opfer „nur sehr unzureichend berücksichtigt“ worden sei. Mecklenburg-Vorpommern habe in den vergangenen Jahren bereits „allzu große Nähe zu russischen Interessen“ gezeigt und damit Opfern des Kommunismus vor den Kopf gestoßen.
Sie schlagen vor, die Statue nicht abzureißen, sondern mit Pflanzen überwuchern zu lassen, sie zu entfremden, mit Hinweistafeln einzuordnen, oder im Innenhof des ehemaligen KGB-Gefängnis am Schweriner Demmlerplatz aufzustellen. Zudem sollte nach dem Willen der Unterzeichner der Widerstandskämpfer Arno Esch geehrt werden, der 1951 wegen angeblicher Spionage in Moskau hingerichtet worden war. (st)





