SAARBRÜCKEN. Der frühere Außenminister Heiko Maas (SPD) hat nach seinem Abschied aus der Bundespolitik eine neue Aufgabe übernommen und sorgt damit für heftige Kritik. Seit September ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Stahlkonzerne Dillinger Hütte und Saarstahl.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat Maas den Vorsitz der Aufsichtsräte beider Unternehmen übernommen. Als Nachfolger seines Parteikollegen Reinhard Störmer. Damit führt er die Karriere eines weiteren Sozialdemokraten fort, der in den vergangenen Jahrzehnten das enge Geflecht zwischen Politik und Stahlwirtschaft im Saarland mit aufgebaut hat.
Störmer war Staatssekretär im saarländischen Wirtschaftsministerium unter Oskar Lafontaine und gilt als einer der Architekten der Montan-Stiftung Saar, die heute als Eigentümerin der beiden Stahlwerke fungiert. Der Vorstandsvorsitzende der Unternehmen, Stefan Rauber, ist ebenfalls ein alter Bekannter: Er war früher Büroleiter von Maas im Wirtschaftsministerium und anschließend Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Landtag.
Vorwurf: Maas verfügt über keinerlei Erfahrung
Erst vor wenigen Monaten wurde Rauber zum Chef beider Stahlkonzerne ernannt und steht nun unter der Aufsicht seines früheren Vorgesetzten. Damit kontrolliert ein SPD-Tandem nahezu die gesamte saarländische Stahlindustrie. Maas selbst hatte nach seinem Rückzug aus dem Bundestag 2023 bereits die Präsidentschaft der Montan-Stiftung Saar übernommen. Jener Stiftung also, die über die Stahl-Holding-Saar (SHS) die Eigentümerfunktion für Dillinger und Saarstahl wahrnimmt. Seine neue Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender beider Konzerne bedeutet somit eine weitere Verdichtung der Macht: Der frühere Außenminister steht nun zugleich an der Spitze der Stiftung, der Holding und der Aufsichtsräte der Tochterunternehmen.
Laut FAZ wurde die Personalie zunächst nicht öffentlich kommuniziert, sondern erst auf Nachfrage bestätigt. Maas solle „den Weg in die grüne Zukunft konsequent weiterführen und die Weichen für eine nachhaltige industrielle Zukunft der Region stellen“, hieß es aus Unternehmenskreisen. Doch diese Begründung überzeugt nicht alle. Der saarländische CDU-Landeschef Stephan Toscani spricht von einem klaren Fall politischer Vetternwirtschaft: „Das ist Parteibuch-Politik und Filz in Reinform“, sagte er der Saarbrücker Zeitung. „Sozialdemokraten neigen dazu, diesen roten Filz überall auszudehnen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.“
Auch in Unternehmerkreisen sorgt die Personalentscheidung für Kopfschütteln. Maas gilt zwar als routinierter Netzwerker, verfügt aber über keinerlei industrielle oder technische Erfahrung. Seine politische Karriere führte ihn vom Saarbrücker Landtag über das Justizministerium bis ins Auswärtige Amt, doch betriebswirtschaftliche Expertise sucht man im Lebenslauf des 59jährigen vergebens. (rr)







