BERLIN. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali hat verteidigt, auch mit Politikern der AfD zu sprechen. Eine Partei, die im Bundestag vertreten sei, müsse sich auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Auseinandersetzung stellen, sagte sie im Interview mit der taz. Kritik an Einladungen von AfD-Vertretern halte sie für unbegründet.
Zugleich beschrieb sie sich selbst als politisch vielfältig. „Ich bin das gesamte demokratische Parteienspektrum, je nachdem, worum es geht“, sagte Hayali. Sie sehe in sich linke Ansätze, teile die Mitte und habe zugleich durch ihre Eltern geprägte liberal-konservative Sichtweisen.
Hayalis Plan B: Die Polizei
Als Beispiel für ihre unterschiedlichen Positionen verwies Hayali auf ihre Haltung zum Tempolimit. „Ich bin gegen das Tempolimit auf Autobahnen, ich fahre nun mal gerne schnell Auto“, sagte sie. Sie wisse, daß das eine „absurd-dumme Einstellung“ sei. Die Reaktionen auf solche Aussagen wertete sie als Gradmesser dafür, wie offen Menschen wirklich mit anderen Meinungen umgehen – auch in linken Milieus.
Im Gespräch kam die Moderatorin auch auf ihre Berufswege zu sprechen. Sie sei durch Boris Becker zum Journalismus gekommen, hätte sich aber auch die Polizei als Alternative vorstellen können. Dort gebe es „solche und solche“. Wichtig sei ihr die Einsicht, daß Mißstände nicht durch Abschaffung, sondern durch Verbesserung behoben werden müßten. „Aber klar, wir können einfach alles, was Schwachstellen hat beziehungsweise dysfunktional ist, abschaffen, anstatt zu verbessern. Nur, dann schaffen wir uns selbst ab“.
„Ich kann Fehler eingestehen“
Darüber hinaus sprach Hayali über den Umgang mit Shitstorms, die sie regelmäßig erlebe. Sie habe gelernt, mit Anfeindungen von unterschiedlichen Seiten umzugehen. Die Gesprächsbereitschaft ende jedoch dort, wo etwa der Holocaust geleugnet werde.
Fehler einzuräumen, bezeichnete Hayali als Teil ihres Selbstverständnisses. „Ich bin sogar einer, der seine Meinung auch mal ändern kann, der Fehler eingestehen kann“, sagte sie. Erst Anfang September hatte das ZDF eine von ihr im „Morgenmagazin“ genannte Zahl zum Bürgergeld korrigieren müssen. Die JUNGE FREIHEIT hatte den Sender zuvor um Stellungnahme zu dem Fehler gebeten. (sv)