BERLIN. Mord am Habeck-Kritiker Wolfgang Conzelmann: Die Staatsanwaltschaft Berlin hat nun die Todesursache bekanntgegeben. Demnach wurde der Arzt am vergangenen Freitagnachmittag in seiner Praxis mit Klebeband gefesselt und erstickt. Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar. Auch eine Woche nach dem Verbrechen gibt es weder Verdächtige noch Festnahmen. Die Mordkommission ermittele in alle Richtungen, heißt es.
Drei Tage vor seinem Tod war dem 76jährigen noch der Prozeß vor dem Amtsgericht Tiergarten gemacht worden, weil er den früheren Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf Facebook beleidigt haben soll. Sein Vergehen: Er teilte im Zusammenhang mit der Energiepolitik und dem Ukraine-Krieg eine Karikatur des Politikers mit den Worten „Frieren bis zum Endsieg“. Damit sollte er Nazi-Symbolik verbreitet haben. Es war einer von vielen Prozessen, die derzeit wegen vermeintlicher Beleidigung des Grünen-Politikers stattfinden. Am Mittwoch stand auch Rentner Stefan Niehoff vor Gericht.
#Berlin – Knapp eine Woche nach dem Tod eines 76-jährigen Arztes in dessen Praxis steht nun fest, woran der Mediziner starb. Wolfgang #Conzelmann wurde gefesselt und erstickte. pic.twitter.com/7sZCAaro1l
— Anti-Grüne (@anti_grune) June 19, 2025
Im Gerichtssaal gab sich Conzelmann kämpferisch. Er warf der Richterin Gesinnungsjustiz und einen Angriff auf die Meinungsfreiheit vor. Schon nach wenigen Minuten stellte diese das Verfahren jedoch wegen „geringer Schuld“ ein.
Habeck-Kritiker als „Kiezdoc“ bekannt
Conzelmann nannte sich „Kiezdoc“, praktizierte im früheren Arbeiterbezirk Wedding und war auch aufgrund seiner Sprüche beliebt. In seinem Praxisfenster hing der Satz: „Demokratie heißt: Fresse halten!“ Seine Webseite weist noch das Design aus den Anfängen des Internets auf.
Am vergangenen Freitag gegen 15:45 Uhr wurde der Hausarzt dann in seiner Praxis überfallen und getötet. Wie die Staatsanwaltschaft jetzt bekannt gab, hielt er sich zu dem Zeitpunkt allein mit einer 35jährigen Bekannten in der Praxis auf. Auch sie wurde gefesselt und in ein anderes Zimmer gesperrt. Von dort hörte sie noch die Schreie Conzelmanns, habe die Tat aber nicht beobachten können, sagte Staatsanwalt Michael Petzold.
Die Frau flüchtete in eine Bar, wo man ihr die mit Klebeband gefesselten Arme löste. Danach kehrte sie laut dem Staatsanwalt in die Arztpraxis zurück, versuchte Conzelmann wiederzubeleben und setzte dann einen Notruf ab. Der schnell am Tatort angekommene Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod des Mediziners feststellen.
Conzelmann kümmerte sich um Drogenabhängige
Petzold: „Durch die Obduktion ergab sich, daß ein Ersticken die wahrscheinliche Todesursache ist.“ Anhaltspunkte für einen Tod durch eine Erkrankung konnten demnach nicht festgestellt werden.
Conzelmann hatte sich auf Suchttherapie und Rauschgift-Substitution spezialisiert. Zu seinen Patienten sollen daher auch Drogenabhängige aus dem nahegelegenen Leopoldkiez gehört haben. (fh)