Im ausverkauften Saal begrüßt Björn Harms das Publikum. Er freut sich, daß die Damen und Herren so zahlreich in der Bibliothek des Konservatismus erschienen sind, statt eine der Konkurrenzveranstaltungen zu besuchen.
Der ehemalige JUNGE FREIHEIT-Redakteur und heutige stellvertretende Chefredakteur von Nius klärt auf. „Sie könnten jetzt beim Netzwerk mit Vertretern aus der Berliner Stadt- und Zivilgesellschaft über ein Wahlgesetz sprechen, das Parteien dazu verpflichtet, Kandidatenlisten nach Geschlechtern zu quotieren, oder Sie könnten jetzt auf dem Weg nach Dresden sein und dort die morgige Veranstaltung ‚Critical Whiteness – Eigenes Handeln hinterfragen‘, ein Aufklärungsevent für unbewußten Rassismus der Bundeszentrale für politische Bildung, besuchen“.
Diese und weitere Termine in der laufenden Woche nennt Harms als nur wenige Beispiele von vielen für Netzwerktreffen, organisiert von NGOs, also Non-governmental organizations (zu dt.: Nichtregierungsorganisationen). Sie laden Politiker vormals aus den Parteien SPD, Grüne und Linke sowie Referenten ein, um über Rassismus, Demokratie, Haß, Aktionen gegen Rechts, Toleranz, Gleichberechtigung, Fairneß und Vielfalt vorzutragen. Und die Party zahlt wer? Na Sie, also der Steuerzahler.
Vom kleinen Verein zum gigantischen „NGO-Geflecht“
Seit sieben Jahren recherchiert Harms zu den Geldflüssen, deren Quelle der hart arbeitende Steuerzahler ist, der einfache Mann und die einfache Frau, die vermutlich nicht einmal wirklich wissen, was eine „ÄnGschiOu“ überhaupt ist. In den verlängerten Armen der Parteien plätschern die Moneten, bis sie in Vereine, Stiftungen, Dachverbände und all jene Interessengruppen münden, die brav ihre Anträge auf sogenannte „Fördermittel“, also de facto auf Steuergeld, stellen.
„Aber es gab doch schon immer Vereine“, kontert ein Publikumsgast. Gesellschaftliche Interessenverbände und die Vereinsmeierei haben in Deutschland eine lange Tradition. Das ist unbestreitbar.

„Immer tun sich Abgründe auf“
Harms beschäftigt sich direkt mit dem Ergebnis, zu dem der einst ehrenwerte und soziale Gedanke verkommen ist, einfachen Bürgern mit öffentlichen, finanziellen Mitteln zur Realisierung von gemeinnützigen Projekten zu helfen. Nämlich zur von der Politik durch- und durchfinanzierten politischen Vorfeldarbeit, die die regierenden Parteien, ihre Akteure und deren Helfershelfer wie eine Festung schützen.
„Immer tun sich Abgründe auf, wenn man sich genauer mit den Institutionen beschäftigt, den Personen, den dahinterstehenden Netzwerken, die sich alle in diesem NGO-Geflecht versammeln. Über die Jahre flossen Milliarden Euros an zahlreiche linke Lobbygruppen. Die exakte Summe zu nennen ist eigentlich unmöglich“, klärt Harms auf.
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Harms zieht das Fazit: „Man kann sagen, daß der Dreh- und Angelpunkt dieser ganzen Förderungsorgie seit 2015 das Bundesfamilienministerium ist.“ Damit ist klar: Harms‘ umfangreiche Analyse und Kritik ist die Bloßstellung der Akteure.
„Jenes Ministerium versorgt allein durch das Bundesprogramm ‘Demokratie Leben’ hunderte, zumeist linke Projekte mit jährlich knapp 182 Millionen Euro an Steuergeld.“ Auch andere Ministerien spielen mit: das Auswärtige Amt, das Justizministerium, das Verteidigungsministerium.
Alle nutzen sie den Hebel zur einstigen Vereinsmeierei, überweisen Millionen an selbsternannte Nichtregierungsorganisationen, um schlußendlich Ideologien, Gedankengut, Social Engineering, Indoktrination und alles, was den Geist des Menschen politisch zurechtbiegen läßt, zu finanzieren und gleichzeitig die eigenen Plätze zu sichern. Das alles immer noch auf Kosten des Steuerzahlers.
NGO-Problematik rückt in die Mitte
Der „NGO-Komplex“ landete zuletzt auf Platz sieben der Spiegel-Bestseller-Liste und auf Platz eins der Management-Bestseller Liste. Die Bürger sind damit bewiesenermaßen interessiert. Auch Welt-Herausgeber Ulf Poschardt und Teile der Springer-Presse wettern immer öfter gegen diese Art der Parteienvorfeldfinanzierung.
Auf die Nachfrage aus dem Publikum, ob sich zum Buch jemand Bekanntes, Nennenswertes, Überraschendes gemeldet habe, antwortete Harms: „Zwei CDU-Politiker haben mir unter der Hand geschrieben, daß, nachdem sie mein Buch gelesen haben, aus der Partei ausgetreten sind.“
Harms legt nämlich offen, daß auch die CDU eine sehr große Rolle bei der Finanzierung des Vereinsgeflechts spielt, „obwohl in den NGOs selbst keiner die CDU wählen würde“. Doch war es die CDU, die 2020 unter Merkel den bisher größten Finanzfluß, der bis heute strömt, zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus freigegeben hat.