WIEN. Wiens ältestes noch betriebenes Wirtshaus, die Gösser Bierklinik, hat nach 459 Jahren endgültig seine Türen geschlossen. Seit 1566 war das Gasthaus ein fester Bestandteil der Gastronomie in der österreichischen Hauptstadt.
Über Jahrhunderte hinweg haben hier Menschen aus allen Schichten bei einem Bier oder einem Schnitzel verweilt – jetzt ist Sperrstunde. Die Gründe für die Schließung: horrende Energiekosten, die Folgen der Corona-Pandemie, Personalmangel und die fehlende Nachfolge waren entscheidend.
Während der fast 500 Jahre andauernden Existenz überlebte das Gasthaus zahlreiche historische Ereignisse, von der Türkenbelagerung bis zu beiden Weltkriegen. „Aber fünf Jahre die Grünen in der Regierung waren zu viel“, klagt ein Stammgast der JUNGEN FREIHEIT sein Leid. In der Gösser Bierklinik wurden nicht nur Wiener Klassiker wie Gulasch und Blunzengröstl serviert, sondern auch die Wiener Lebensart gepflegt.
Weitere Kultlokale in Wien vor dem Aus
Die Gösser Bierklinik ist nicht das einzige Opfer des jüngsten Wiener Wirtshaussterbens. Auch das Kultlokal „Gasthaus Gustl Bauer“ in der Innenstadt muß für immer schließen. Dabei war auch dieses Stück Wiener Gemütlichkeit legendär – auch wegen der prominenten Gäste wie etwa den ehemaligen Wiener SPÖ-Bürgermeister Helmut Zilk und seinem Nachfolger Michael Häupl. Für sie war es fast ein öffentliches Wohnzimmer. Auch die Filmcrew von „Der dritte Mann“ (1948) saß hier in den Mittagspausen.
Das Ende verkündete diese Woche auch der Stadtheurige „Esterházykeller“, der nach 341 Jahren pleite ist. Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Dienstag bekanntgab, wurde über das Vermögen der Betreiber am Wiener Handelsgericht ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.
