DARMSTADT. In Darmstadt ist es bei einem Weihnachtsmarkt der evangelischen Michaelsgemeinde zu antisemitischen Vorfällen gekommen. Bei der Veranstaltung, die als „Anti-Kolonialer Friedens-Weihnachtsmarkt“ beworben wurde, war unter anderem die Parole „From the river to the sea“ auf einem ausgestellten Plakat zu sehen, auch Schlüsselanhänger mit dem Logo der Hamas – dem roten Dreieck – wurden verkauft.
Auch gab es Stoffbeutel mit der Landkarte Israels und der Aufschrift „Palästina“ zu kaufen. Zudem wurden Lebkuchenherzen mit politischen Botschaften verkauft und Flyer verteilt, auf denen dem jüdischen Staat ein systematischer Völkermord an den Palästinensern vorgeworfen wurde.
Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker (CDU) sagte am Mittwoch über die Veranstaltung, dort sei Weihnachten mißbraucht worden für die Verbreitung von Judenhaß. Es sei „unfaßbar, völlig inakzeptabel und absolut skandalös, in welch infamer Weise in Darmstadt Hamas-Propaganda und Holocaust-Relativierung eine Plattform geboten wurde“. Durch den Ausspruch „Nie wieder“, der auf dem Markt zu lesen war, sei der Holocaust relativiert und mit dem Nahostkonflikt gleichgesetzt worden.
Anzeigen gegen Weihnachtsmarkt-Veranstalter
Die Jüdische Gemeinde Darmstadt sowie mehrere Einzelpersonen haben inzwischen Strafanzeige gegen die evangelische Michaelsgemeinde und die propalästinensische Gruppe „Darmstadt4Palestine“ erstattet, wie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Daniel Neumann, mitteilte. Es sei „skandalös“, daß eine Kirchengemeinde einen Weihnachtsmarkt dieser Art betreibe, monierte Neumann.
Auf Nachfrage des Hessischen Rundfunks bestätigte der Staatsanwalt Robert Hartmann, daß eine Strafbarkeit geprüft werde.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), zu der die Michaelsgemeinde gehört, äußerte sich zu dem Weihnachtsmarkt und bezeichnete ihn als „skandalös“. Die EKHN werde alles dafür tun, die Vorfälle aufzuklären, heißt es in der Stellungnahme. „Das Anliegen, sich für Menschen in Not – auch in Gaza – einzusetzen, ist grundsätzlich legitim. Eine pauschal israelfeindliche und delegitimierende Wortwahl und der Verkauf von Gegenständen mit Symbolen, die in Verbindung mit der Terrororganisation Hamas und dem Anzweifeln des Existenzrechts Israels stehen, sind für uns aber inakzeptabel.“ Antisemitismus dürfe in der Kirche keinen Platz haben, unterstrichen die Geistlichen. (st)