BERLIN. Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, hat vor einer zunehmenden „Moslemfeindlichkeit“ gewarnt. „Sie hat ein derart alarmierendes Ausmaß erreicht, daß wir reagieren müssen“, teilte sie am Donnerstag mit. Als Antwort forderte Ataman eine Strategie gegen religiöse Diskriminierung, die „Prävention und Sensibilisierung“ genauso wie einen „verstärkten Diskriminierungsschutz“ umfassen müsse. „Ich kann Betroffenen nur raten, sich beraten zu lassen und dagegen vorzugehen“, sagte sie. Schon jetzt sei es wichtig, klarzustellen, daß Diskriminierung aufgrund religiöser Ansichten verboten sei.
Hintergrund ist eine jüngst veröffentlichte Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA), wonach 47 Prozent der Moslems im Jahr 2022 angegeben hatten, in den fünf Jahren zuvor „rassistisch diskriminiert“ worden zu sein. 2016 waren es 39 Prozent. Der Untersuchung zufolge liege Deutschland mit 68 Prozent weit über dem Durchschnitt der alten EU-Länder. Nur in Österreich gaben mehr Befragte an, Diskriminierungsopfer gewesen zu sein.
Atamans Beispiel beruht auf Eigenangaben
Die Studie „Being Muslim in the EU“ (zu dt. „Moslem in der EU sein“) beruht größtenteils auf Eigenangaben von insgesamt 9.607 Befragten islamischen Glaubens. So geben 41 Prozent an, für ihren Job überqualifiziert zu sein. Zugleich verfügen 19 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben über eine Hochschulbildung, während 40 Prozent keinen Abschluß über die Sekundarstufe I hinaus besitzen sollen. In der allgemeinen EU-Bevölkerung sind es jeweils 30 und 25 Prozent.
Mit Blick auf die geplante Antirassismus-Strategie für die Jahre 2025 bis 2030 rief die FRA die Europäische Kommission dazu auf, Maßnahmen gegen „antimuslimischen Rassismus“ einzubeziehen. Zudem riet die Agentur den Mitgliedsstaaten, die noch keine nationalen Antirassismus-Pläne beschlossen haben, dies nachzuholen. (kuk)