BERLIN. Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, hat sich gegen mögliche Verbote des Liedes „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino auf Großveranstaltungen ausgesprochen. Damit reagierte sie auf die Debatte um ein Video, in dem Besucher eines Sylter Clubs „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“ zu der Melodie des Songs gesungen hatten.
„Weder der Song noch dessen Produzent Gigi D’Agostino können etwas dafür, wie er in unserem Land von Menschen mit rechtsextremen und antidemokratischen Einstellungen in übelster Form mißbraucht wird“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Zugleich lobte die Kulturbeauftragte der Bundesregierung, daß Veranstalter darüber nachdächten, wie sie „Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Nazi-Gegröle“ bei Festen verhindern könnten. Als Alternative zu Verboten schlug sie vor, das verantwortliche Personal zu schulen und zu sensibilisieren, „professionelle Awareness-Teams“ einzusetzen und eine „Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglichen rassistischen, menschenfeindlichen und NS-verherrlichenden Äußerungen“ zu betreiben. „Eingreifen statt wegschauen und weghören, das ist jetzt von uns allen gefordert.“
Nicht nur Claudia Roth verurteilt Gesänge zu „L’amour toujours“ auf Sylt
Zuvor hatten unter anderem die Veranstalter des Münchner Oktoberfests angekündigt, das Abspielen von „L’amour toujours“ zu untersagen. „Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz“, teilte der verantwortliche Manager Clemens Baumgärtner mit. Das Oktoberfest sei ein „leichtfüßiges und schönes“ Fest mit vielen ausländischen Gästen. „Rechte Parolen“ seien in der Vergangenheit verhindert worden und sollten auch in Zukunft nicht vorkommen, teilte der Wiesn-Chef weiter mit.
Gegen die geplanten Verbote plädierte der Berufsverband Discjockey, eine Selbstvertretung der Musikbranche. „Das ist katastrophal. Wo sind wir denn, Lieder zu zensieren?“, beklagte dessen Präsident Dirk Wöhler. Zugleich verurteilte er die Gesänge auf Sylt. Ausländerfeindlichkeit, Links- und Rechtsextremismus hätten auf Partys nichts zu suchen. „Es gehört sich einfach nicht – auch nicht im Alkoholrausch –, Derartiges zu singen“, betonte Wöhler.
Ähnliche Töne schlug DJ Robin an, der vergangenes Jahr mit dem kommerziell erfolgreichen Lied „Layla“ über einen Bordellbetreiber ebenfalls für Verbotsdebatten gesorgt hatte. „Auch ohne Verbot spielt ein normaler DJ, der was in der Birne hat, diesen Song nicht mehr“, sagte der Musikproduzent den Stuttgarter Nachrichten zu „L’amour toujours“. Die Gesänge dazu nannte er „widerlich“ und jene, die diese tätigen, „Idioten“. „Jeder DJ, der den Song trotzdem spielt, würde aus meinem Laden rausfliegen und dort nicht mehr auftreten dürfen.“ (kuk)