JERUSALEM. Der Abt der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio, Nikodemus Schnabel, hat den Besuch der Klagemauer in Jerusalem am Mittwoch abgebrochen und die Stätte verlassen. Hintergrund ist, daß er von einer Mitarbeiterin der Western Wall Heritage Foundation, die für den heiligen Ort verantwortlich ist, aufgefordert wurde, sein Kreuz zu verdecken. Schnabel weigerte sich und verließ die Klagemauer.
In einem Videoclip ist zu hören, wie die Mitarbeiterin sich an ihn wendet. Zwar respektiere sie seinen Glauben, jedoch sei das christliche Symbol „wirklich groß und unangemessen für diesen Ort“.
Forschungsministerin @starkwatzinger erlebt am Mittwochmorgen in Jerusalem mit, wie Abt @PaterNikodemus auf dem Platz vor der Klagemauer (außerhalb der Gebetszone) aufgefordert wird, sein Kreuz abzunehmen. Die Offizielle sagt, es handele sich um eine neue Regelung. @derspiegel pic.twitter.com/Zy1GxBVCRP
— Christoph Schult (@schultchristoph) July 19, 2023
„Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand“
Schnabel verweigerte das und verließ daraufhin laut Augenzeugen die Stätte. Er betonte, daß dadurch sein Menschenrecht auf Religionsausübung beschnitten werde. „Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand“, sagte er der Frau.
Es sei „schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert“, kommentierte Schnabel den Vorfall auf Twitter. Der Geistliche hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) durch die Jerusalemer Altstadt begleitet.
Bereits 2016 war es zu einer ähnlichen Szene in Jerusalem gekommen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, hatten beim Besuch des Tempelbergs und der Klagemauer ihre Brustkreuze abgelegt. Dafür war ihnen Feigheit vorgeworfen worden. (JF)