BONN/BERLIN. Zu einer heftigen Kontroverse ist es zwischen der Deutschen Evangelischen Allianz und der Bundeszentrale für politische Bildung gekommen. Anlaß sind schwere Vorwürfe, die der Präsident der Bundesbehörde, Thomas Krüger, und das von ihr finanziell unterstützte Schülermagazin Q-rage gegen die evangelikale Bewegung gerichtet haben.
Das Blatt mit einer Auflage von einer Million Exemplare veröffentlichte einen Beitrag über den Jugendkongreß Christival, der im Frühjahr in Bremen stattgefunden hat. Fast 20.000 Jugendliche hätten vier Tage lang „Bremen unsicher“ gemacht. Die Teilnehmer seien „gegenüber Andersgläubigen durchaus intolerant“ eingestellt gewesen. Evangelikale verbreiteten „erzkonservative, zum Teil verfassungsfeindliche Ideologien“.
In einem an 20.000 Schulen gerichtetes Empfehlungsschreiben für das Magazin schreibt der Präsident der Bundeszentrale: „In der Zeitung finden sich interessante Informationen, wie islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte in Frage stellen, Jugendliche umwerben.“
Ideologie statt Information
Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, wertete die Äußerungen als „Agitation gegen entschiedene Christen“. Krüger rücke Evangelikale ohne Begründung in die Nähe von Verfassungsfeinden. Die „Verunglimpfung und Beleidigung einer ganzen Gruppe bekennender evangelischer Christen“ sei nicht hinnehmbar.
Die Bundeszentrale vermittele Ideologie statt Information. Als verleumderisch wertet Steeb auch den Beitrag über das Christival in dem Schülermagazin. Der Artikel sei voller falscher Behauptungen und verdrehe die Tatsachen. Polizeiberichte wiesen aus, daß nicht etwa die Christival-Teilnehmer die Hansestadt unsicher gemacht hätten.
Vielmehr seien Gegner des Treffens für Krawalle verantwortlich gewesen. Steeb forderte Krüger auf, sich öffentlich für diese Darstellung zu entschuldigen. Es bedürfe einer „unmißverständlichen Beseitigung dieser unerträglichen Diskriminierungen“.
Unterdessen hat sich die Bundeszentrale von dem Artikel in Q-rage distanziert. Sie halte diesen Beitrag „in seiner Einseitigkeit und Undifferenziertheit für gänzlich unakzeptabel“, sagte Krüger am Montag. Eine Gleichsetzung der evangelikalen Bewegung mit dem christlichen Fundamentalismus sei unangemessen und nicht zutreffend.
Bundeszentrale entschuldigt sich
Krüger richtete auch einen Brief an alle Schulen, die die Q-rage-Ausgabe erhalten haben, und an Steeb. Darin heißt es: „Sollte durch mein Empfehlungsschreiben der Eindruck entstanden sein, die in dem Artikel dargelegte Position werde von mir oder der Bundeszentrale für politische Bildung geteilt, so bedaure ich das sehr und entschuldige mich ausdrücklich.“ Der Bundeszentrale sei es wichtig, differenziert über politische und religiöse Phänomene zu berichten.
Der Allianz-Generalsekretär sagte auf idea-Anfrage, er freue sich über die Entschuldigung. Allerdings habe es Krüger versäumt, sich von seinem eigenen Schreiben zu distanzieren. Er gebe den Eindruck wieder, daß nur der Artikel von Q-rage das Problem sei. Offen bleibe, warum er selbst in seinem Brief islamistische und evangelikale Gruppen auf eine Ebene derer stelle, die Freiheitsrechte in Frage stellten.
„In sehr kurzer Zeit“ müsse auch eine Möglichkeit geschaffen werden, wie die eine Million Schüler, die die Ausgabe von Q-rage erhalten haben, „zu einer wahrheitsgemäßen Information gelangen über das, was evangelisches und evangelikales Christsein bedeutet“. (idea/JF)