FRANKFURT AM MAIN. Der neue DFB-Sportdirektor Rudi Völler hat ein bemerkenswertes Interview gegeben, in dem er ungefragt deutlich Position bezogt. Gegenüber der Frankfurter Rundschau sprach der Nachfolger Oliver Bierhoffs über die Klimakleber und die „Nachsicht von Seiten vieler Betroffener, die deswegen stundenlang im Stau stehen“.
Durch seine Zeit als Fußballer in Italien, sei er „gefühlt halber Römer“. Völler rät daher „den Aktivisten: Macht das bitte nicht im Süden von Europa. Da ist das Verständnis der Polizei und Bevölkerung nicht ganz so groß wie bei uns.“
„Fußball statt Politik in Vordergrund rücken“
Der 62jährige wehrte sich auch dagegen, sich dafür zu „rechtfertigen, daß unser Kapitän auf dem Weg zur EM in Deutschland eine schwarz-rot-goldene Binde trägt“. Es gebe doch „keine Zweifel, daß ich und der DFB für freiheitlich-demokratische Werte stehen. Auch für Diversität und für Menschenrechte“. Darauf hätten der DFB und die Nationalmannschaft vor der WM in Katar immer wieder aufmerksam gemacht: „Aber irgendwann ist es dann auch mal gut.“ Völler hatte zuletzt auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) wegen der „One-Love-Binde“ angegriffen.
Die Binden-Diskussion bei der Nationalmannschaft habe „einfach viel zu lange gedauert“. Da hätte man „früher einen Schlußstrich ziehen und den Fußball in den Vordergrund rücken müssen“.
Völler: „Ich werde auch nicht gendern“
An anderer Stelle sagte der 90fache Nationalspieler, ohne daß ihn der Reporter danach fragte: „Ich werde übrigens auch nicht gendern. Gendern ist nicht mein Ding.“ Dann fragte er den Interviewer: „Ihr Journalisten müßt das ja tun, oder?“ Und der antwortete: „Ja, bei uns in der Redaktion schon.“
Völler entgegnete daraufhin „Ich komme aus der Brüder-Grimm-Stadt.“ Es sei ja bekannt, daß Wilhelm und Jacob Grimm nicht nur Märchen gesammelt und erzählt, sondern „die deutsche Sprache mitgestaltet haben und sogar noch geschliffen“. Deshalb könne er als Hanauer „mit voller Überzeugung sagen, daß er an der alten Schreibweise festhalten werde“.
Auf die Nachfrage der Zeitung, ob „die Stoßrichtung hinter dem Gendern okay“ sei, legte sich der DFB-Sportdirektor nicht fest: „Jeder soll machen, was er will. Das akzeptiere ich natürlich. Aber ich mache nicht jeden Trend mit, das sollte man auch mir zugestehen.“ (fh)