BERLIN. Der Mitgründer der „Letzten Generation“, Henning Jeschke, hat im Amtsgericht Berlin-Tiergarten für Aufsehen gesorgt. Seine Verhandlung wegen Klima-Blockaden im Straßenverkehr nutzte er für eine weitere Aktion, wie die Welt berichtete.
Gericht: Wir müssen über den Klimanotstand sprechen https://t.co/PWqtcsXGcq
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) February 23, 2023
So fiel der Angeklagte dem Richter im Laufe des Prozesses ins Wort und verkündete: „Es tut mir leid, daß ich das hier machen muß. Ich kann nicht anders, weil mir der Rechtsstaat am Herzen liegt. Ich muß das hier tun, weil wir gerade die Welt in so großer Gefahr sehen wie noch nie.“ Daraufhin machte er deutlich, daß er sich am Tisch festgeklebt habe und die Aktion gerade Live ins Internet übertrage. Der Richter verließ daraufhin zunächst den Saal.
Klima-Chaot Jeschke: Auch Europa drohen Hungersnöte
Er denke, sie müßten in diesem Moment über den „Klimanotfall“ sprechen, betonte Jeschke. „Der Herr Richter weigerte sich letztes Mal bereits und verweist darauf, daß dies hier nicht das Forum sei, aber es muß das Forum sein.“ Schon jetzt befänden sich weltweit mehr als drei Milliarden Menschen in einer lebensbedrohlichen Situation. Seit gestern rationiere die Supermarktkette Aldi in England das Gemüse und es gebe immer mehr Mißernten. „Wir hier im reichen Europa werden genauso in Preissteigerungen und Hungernöte rutschen“, prognostizierte er.
Dennoch würden weitere Öl- und Gasquellen erschlossen. Reiche versuchten bereits, sich in Bunker zurückzuziehen. Es könne nicht sein, daß bei seiner Gerichtsverhandlung über die Vorwürfe gegen ihn gesprochen werde, statt darüber, ob der Protest der „Letzten Generation“ nicht das effektive Protestmittel sei, um den aktuellen Regierungskurs zu verhindern. „Wir müssen gucken, daß endlich die Menschen, die gerade in ihren Privatjets weiter die ganze Scheiße bauen und das Klima zerstören, vor Gericht gestellt werden.“
Wenig später brach das Video ab, weil Justizbeamte Jeschke zu Boden brachten. Der Richter kehrte derweil zurück in den Saal. „Der Angeklagte hat sich mittels eines Klebstoffs an einem Tisch im Verhandlungssaal festgeklebt. Dies kann eine Straftat darstellen“, erklärte er. „Ich kündige an, daß ich Sie vom weiteren Verlauf der Hauptverhandlung ausschließen werde, sollten Sie während der Hauptverhandlung weitere Straftaten begehen oder sich ungebührlich verhalten.“
Angeklagter wird an eine Bushaltestelle gebracht
Der radikale Klimaschützer störte den Prozeß daraufhin erneut. „Ich glaube, daß das weniger relevant ist, was Sie gerade vorlesen. Es geht nicht um Polizeiberichte, sondern darum, was Sie aus dem Thema machen“, monierte er an den Richter gewandt, der ihn daraufhin von der Verhandlung ausschloß. Die Konsequenz: Justizbeamte mußten Jeschke samt dem Tisch, an dem er festgeklebt war, aus dem Saal tragen.
Da er auch ein Hausverbot für den Tag erhielt, brachten sie ihn schließlich – immer noch am Tisch festgeklebt – zur Bushaltestelle. „Gegebenenfalls werden wir auf den Tisch verzichten“, sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani der Welt.
Ja, es stimmt. Das Gericht hat alle Eigentumsrechte an dem Tisch aufgegeben, an dem Henning sich heute angeklebt hat. Er gehört jetzt ihm. pic.twitter.com/qfR1LiRqNQ
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Jeschke stand für seine Aktionen schon mehrfach vor Gericht. Unter anderem verurteilte ihn das Amtsgericht Lüneburg im April 2022 wegen zweifacher Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je fünf Euro. In diesem Fall ging er bewußt bei Rot über eine Straße, weshalb mehrere Autos nur durch starkes Bremsen einen Zusammenstoß vermeiden konnten. (zit)