BERLIN. Der Wohnungsmangel hat nach Angaben des Präsidenten des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Andreas Mattner, den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Anhaltende Zuwanderung und nachlassende Bautätigkeit würden für eine hohe Nachfrage bei knappem Angebot sorgen. Auch mit umfassenden Regeln mache der Gesetzgeber das Bauen schwierig, heißt es in einem Gutachten des Verbandes. ZIA-Präsident Mattner hat wenig Hoffnung, daß sich der Wohnungsmangel in Zukunft erholen wird: „1,4 Millionen Menschen werden im Jahr 2024 eine Wohnung suchen und keine mehr finden.“
Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit wirke sich auf das Baugewerbe aus. Aufgrund der hohen Preissteigerung bei Baustoffen, dem Fachkräftemangel und gestiegenen Energiepreisen gäbe es einen „abrupten Rückgang“ bei Bauinvestitionen. Etwa 400.000 neu gebaute Wohnungen benötige man pro Jahr, um den gesamten Bedarf zu decken. Die tatsächlich gebauten Wohnungen lägen jedoch deutlich unter dieser Zahl. Insgesamt geht Mattner allerdings davon aus, daß sich die wirtschaftliche Lage im Land stabilisieren wird.
ZIA fordert Bauförderung gegen Wohnungsmangel
Von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) forderte Mattner eine neue Bauförderung im Umfang von zehn Milliarden Euro jährlich. Die Ministerin erteilte dem jedoch eine Absage. Es gebe „keinen Zusammenhang“ zwischen der Geldsumme, die zur Verfügung gestellt werde und „den Bau-Fertigstellungen“, betonte Geywitz.
Unterstützung erhält Geywitz vom Wirtschaftswissenschaftler Lars Feld, der zu den Autoren des Frühjahrsgutachens gehört. Aufgrund der derzeitigen hohen Zinsen, der begrenzten Kapazitäten und der hohen Materialkosten, könne die Regierung den Neubau mit zusätzlichen Subventionen nur geringfügig steigern. „Vielmehr könnten Investoren versucht sein, die Subventionen mitzunehmen und die Gewinne zu steigern“, unterstrich Feld.
Millionen Menschen werden unter Wohnungsmangel leiden
Besonders Stuttgart und Köln hinken in ihrer Bautätigkeit dem Bedarf hinterher. Zwischen 2018 und 2021 gab es in beiden Städten gerade einmal rund 2,5 Baufertigstellungen je 1.000 Einwohner, wie Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder laut einem Bericht der Welt ergeben.
Auf Lockerungen bei den Klimaschutzverordnungen darf die Branche jedenfalls nicht hoffen. „Wenn wir jetzt wieder auf ältere Standards zurückfallen, tun wir uns keinen Gefallen“, sagte Ministerin Geywitz. (lb)