BERLIN. Der neue Vorsitzende der Jungen Union (JU), Johannes Winkel, hat sich für mehr Migration nach Deutschland ausgesprochen. Es gehe dabei nicht nur um Fachkräfte. Der Jugendverband von CDU und CSU legt damit eine radikale Kehrtwende hin. Bisher gab man sich in der Organisation eher migrationsskeptisch.
„Wenn die AfD ihre eigene Wunschvorstellung ernst nehmen und sich Deutschland ohne Menschen mit Migrationshintergrund vorstellen würde, würde selbst Alexander Gauland feststellen, daß in diesem Land nichts mehr funktioniert“, sagte Winkel dem Spiegel. „Wir sind ein Einwanderungsland, wir brauchen Zuwanderung.“ Deutschland benötige, so Winkel, „dauerhaft Migration, um mit dem demografischen Wandel klarzukommen“. Dies sei eine Realität, mit der sich die Union lange sehr schwergetan habe.
JU-Chef: „Politik sollte Migranten öfter mal Danke sagen“
Auf die Frage, ob er damit nur Fachkräfte meine, antwortete der JU-Chef, der im November in sein Amt gewählt wurde: „Wir brauchen beides. Generell sollte die Politik Menschen, die nach Deutschland kommen und hier für ihre Familie und unser Land hart arbeiten, öfter auch einfach mal Danke sagen.“
Dennoch kritisierte der 31jährige das „angeblich moderne Einwanderungsrecht“ der Ampel-Koalition: „Wir müssen eben auch den Mut haben zu definieren, daß Ziel dieses Zuzugs der Arbeitsmarkt ist.“ Derzeit führe Einwanderung zu einem großen Teil direkt in die Sozialsysteme: „Auf Dauer ist das nicht zu stemmen.“
Winkel will auch den Klimaschutz noch mehr in den Mittelpunkt der Politik stellen. Erneuerbare Energien müßten ausgebaut und die Entwicklung von Speichertechnologien gefördert werden, forderte er in dem Interview. (fh)