BERLIN. Die ARD-Sendung „Kontraste“ hat eine Veranstaltung der vom Historiker Andreas Rödder geleiteten Denkfabrik „r 21“ als „verschwörungstheoretisch angehaucht“ bezeichnet. Der Kongreß im Axica Forum nahe dem Brandenburger Tor stand unter dem Titel „Wokes Deutschland: Identitätspolitik als Bedrohung unserer Freiheit?“
An einer Diskussionsrunde zu „Konsequenzen und Aufgaben für eine neue bürgerliche Politik“ nahmen die ehemalige Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die FDP-Abgeordnete Linda Teuteberg, die Unternehmerin Natalie Mekelburger, und der Kabarettist Dieter Nuhr teil. Es moderierte die Welt-Kolumnistin Anna Schneider.
Reaktionäre Tendenzen in der CDU?
Vor allem anhand dieser Gesprächsrunde suggeriert der Beitrag des öffentlich-rechtlichen Senders, es gebe reaktionäre Tendenzen in der CDU. Denn manche Politiker der Partei wehrten sich gegen das Gendern und sähen in der Wokeness eine Gefahr für die Meinungsfreiheit und Demokratie.
In der Tat führen Aktivisten dieser Bewegung in den sozialen Netzwerken sowie bei ARD und ZDF permanent Kampagnen gegen Menschen, die sich nicht der neuen Korrektheit unterwerfen möchten. Schon Widerspruch gegen das Gendern oder Toiletten für das angeblich dritte Geschlecht reicht oft aus, um in die Nähe des Rechtsextremismus gerückt zu werden. Der „Kontraste“-Beitrag geht in eine ähnliche Richtung. Besondere Kritik äußert er an den Äußerungen kristina Schröders und Dieter Nuhrs, der allerdings in der ARD eine eigene Sendung hat.
Dieter Nuhr: „Machtvolle kleine Elite“
Der Kabarettist hatte dabei von einer „machtvollen kleinen Elite“ gesprochen, die vorgebe, was in Deutschland gesagt werden dürfe und die den Diskurs „steuert“. Dies geschehe „gegen einen Großteil der Bevölkerung“. Nuhr hatte erst kürzlich in einem Interview geäußert, diese Bewegung wolle ihn beseitigen. Schröder sagte, die woke Bewegung sei eine Minderheit, besitze jedoch die kulturelle Hoheit „in den Medien, in den Universitäten und in den NGOs“.
Die ARD diffamiert diese Äußerungen als „verschwörungstheoretisch angehaucht“. Pikanter Weise fallen diese Worte direkt hinter Dieter Nuhrs O-Ton. Das Engagement gegen die Wokeness, so darf dann ein Politikwissenschaftler sagen, verkenne die tatsächliche Gefahr für die Demokratie: den Rechtsextremismus. (fh)