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Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“: Disney gibt Arielle der Beliebigkeit preis

Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“: Disney gibt Arielle der Beliebigkeit preis

Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“: Disney gibt Arielle der Beliebigkeit preis

Halle Bailey als die „kleine Meerjungfrau“ in der gleichnamigen Disney Neuverfilmung und die Arielle des Zeichentrickfilms von 1989
Halle Bailey als die „kleine Meerjungfrau“ in der gleichnamigen Disney Neuverfilmung und die Arielle des Zeichentrickfilms von 1989
Halle Bailey als die „kleine Meerjungfrau“ in der gleichnamigen Disney Neuverfilmung und die Arielle des Zeichentrickfilms von 1989 Foto: JF-Collage, Rechts: Youtube/KinoCheck/Screenshot, Links: picture alliance/United Archives picture alliance/United Archives
Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“
 

Disney gibt Arielle der Beliebigkeit preis

In Disneys Neuverfilmung von „Die kleine Meerjungfrau“ ist Arielle schwarz und dunkelhaarig. Die Besetzung ist nicht weniger unsinnig als es eine rothaarige, sommersprossige Mulan wäre. Ein Kommentar.
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Nicht alles, was gut gemeint ist, hat auch seine Berechtigung. Manche Dinge sind einfach Quatsch. In Zeiten, in denen quasi jeder Widerspruch als „Mikroaggression“ aufgefaßt wird, ist es zwar schwer, entschieden „Nein“ zu sagen, aber eben auch umso wichtiger. Zeit, die falsch verstandene Gutmütigkeit abzulegen und das Offensichtliche auszusprechen: Halle Bailey als dunkelhäutige Arielle in der Neuverfilmung des Disney-Klassikers ist eine Fehlbesetzung und die Enttäuschung der Fans absolut nachvollziehbar.

Die kleine Meerjungfrau, die wohl die beliebteste Kindheitsheldin vieler jungen Mädchen war, hat helle Haut, blaue Augen und leuchtend rote Haare. Daß diese Optik nun verworfen wird, hat mal wieder politische Gründe. Disney hatte in den vergangenen Jahren immer wieder betont, künftig für mehr Diversität in seinen Filmen sorgen zu wollen. Dabei gibt es im Universum des US-Unternehmens mittlerweile zahlreiche Charaktere aus vielen verschiedenen Kulturen, darunter die dunkelhäutige Tiana aus „Küss den Frosch“ oder die polynesische „Vaiana“. Die alten Klassiker im Nachgang abzuändern, ist in jedem Fall der uneleganteste Weg.

Wie wäre es mit einer blonden Pocahontas?

Die Kritik vieler Fans an der Besetzung konterten zahlreiche Linke mit dem Argument, es handle sich bei Arielle doch nur um einen fiktiven Charakter, ihr Aussehen sei damit nicht festgelegt. Doch welchen Sinn hat eine Realverfilmung des Klassikers, wenn er sich nicht mehr an den Vorgaben des Originals orientiert? Der Trailer zur neuen „Kleinen Meerjungfrau“, der vor wenigen Tagen erschien, fühlt sich fremd und leer an. Das besondere Gefühl des Originals einzufangen, scheint Disney nicht geglückt zu sein.

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Die neue Arielle hat optisch rein gar nichts mit der Nixe aus dem Zeichentrickfilm von 1989 gemein. Dabei war deren unverwechselbares Aussehen ihr Markenzeichen. Eine korpulente, blauhaarige Meerjungfrau hätte vermutlich genauso viel Verwirrung gestiftet. Im aktuellen Fall ist die Abweichung aber nicht willkürlich, sondern bewußt gewählt.

Ist das Optische für die Authentizität eines Films denn wirklich so egal? Wie wäre es mit einer rothaarigen, sommersprossigen Westeuropäerin als Mulan, die den chinesischen Kaiser rettet, der von einem muskulösen Zweimeter-Mann afrikanischer Herkunft verkörpert würde? Sind Susi und Strolch nur eine Spaghetti weit davon entfernt, zu Schäferhund und Dackel zu werden? Und wie würde das woke Publikum wohl auf eine blonde, deutsche Pocahontas reagieren? Die Antwort liefert die jüngste Winnetou-Debatte über kulturelle Aneignung.

Arielle ist von dänischem Märchen inspiriert

Die Filme „Mulan“ und „Pocahontas“ fußen freilich auf historischen Bezüge. Auch „Arielle“ ist keine Neuschöpfung Disneys. Grobe Grundlage der Geschichte ist Hans Christian Andersens Märchen „Die kleine Meerjungfrau“, die wiederum auf der Sage Undine basiert. Dänische und althochdeutsche Mythen wurzeln also in dem Klassiker.

Nicht nur mit Blick darauf ergibt die Beliebigkeit, der man Arielle preisgibt, keinen Sinn. Es widerspricht auch der Logik des Films. Die kleine Meerjungfrau hat sechs Schwestern, doch sie ist die einzige mit feuerrotem Haar, wie es auch ihre verstorbene Mutter hatte. Die beiden sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Wohl deshalb ist sie auch der unangefochtene Liebling ihres Vaters Triton. Den König von Atlantica spielt in der Neuverfilmung Javier Bardem. Arielles Vater ist also weiß, sie selbst schwarz.

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Die gesamte Diskussion würde sich erübrigen, wenn Disney sich neue Geschichten ausdenken würde. Seit Jahren wartet der Konzern mit einer Neuverfilmung der alten Klassiker nach der anderen auf. Sie sind für das US-Unternehmen kaum mehr als eine Gelddruckmaschine. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, daß in der heutigen Filmbranche gähnende Langeweile und kein Funken Kreativität herrschen. Und wenn man nichts schaffen kann, bleibt einem wohl nur, etwas kaputt zu machen.

Halle Bailey als die „kleine Meerjungfrau“ in der gleichnamigen Disney Neuverfilmung und die Arielle des Zeichentrickfilms von 1989 Foto: JF-Collage, Rechts: Youtube/KinoCheck/Screenshot, Links: picture alliance/United Archives picture alliance/United Archives
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