RADEBEUL. Nachdem der Verlag Ravensburger Bücher, Puzzle und ein Klebealbum über den von Karl May geschaffenen Indianer-Häuptling Winnetou vom Markt nahm, hat der Leiter des Karl May-Museums in Radebeul Vorwürfe erhoben: „Ich habe das Gefühl“, sagte Robin Leipold der dpa, „viele kennen sich total wenig mit dem Werk Karl Mays und der Person Karl Mays aus.“
Der Historiker kritisierte die Entscheidungen des Verlags als „scheinheilig“. Die Verantwortlichen täten so, „als würden sie sich der Debatte annehmen, tun es aber gar nicht“. Statt die Werke vom Markt zu nehmen, hätte man besser Geschichten von indigenen Autoren in den Buchhandel integrieren sollen.
Der sächsische Schriftsteller war 1912 gestorben. Zu Lebzeiten habe er sich, so Leipold, klar gegen den Kolonialismus in der wilhelminischen Kaiserzeit gestellt und sich für den Frieden eingesetzt – und dies auch in seinen Werken propagiert.
„Karl May war Pazifist“
Linke Kritiker werfen Karl May „kulturelle Aneignung“ vor. Mit diesem Argument wurden schon zahlreiche Personen und Veranstaltungen gecancelt. Außerdem verbreiteten seine Bücher genau wie das neue Werk über die Kindheit Winnetous „rassistische Stereotype“.
Der Chef des Karl-May-Museums entgegnet nun: „May war einer der frühen Pazifisten im deutschen Kaiserreich, er war einer, der den Kolonialismus extrem kritisch analysiert und verdammt hat.“ Außerdem müsse der Autor als Kind seiner Zeit gesehen werden. Aus heutiger Sicht enthielten vor allem Mays frühe Werke „rassistische Elemente“. Allerdings hätten sich seine Bücher und Figuren im Laufe der Zeit gewandelt. (fh)