BERLIN. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die ersten Beitragserhöhungen der gesetzlichen Krankenkassen bekannt gegeben. Demnach sollen gesetzlich Versicherte bis zu 87 Euro mehr im Monat bezahlen. Die Erhöhung des Zusatzbeitrages um 0,3 Prozent soll dabei helfen, das Milliardendefizit der Krankenkassen abzubauen, das sonst im nächsten Jahr entstehen würde.
„Das ist das größte Defizit, das die gesetzliche Krankenversicherung je gehabt hat“, gibt die Bild-Zeitung Lauterbachs Begründung wieder. Die Schuld für das 17-Milliarden-Euro-Loch sieht er bei seinem Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU). Er selbst habe die Finanzen in einem „sehr schwierigen Zustand“ übernommen, rechtfertigte sich der Sozialdemokrat. Spahn habe es versäumt, „notwendige Strukturreformen“ anzuregen.
Die nächsten Beitragserhöhungen stehen im Raum
Neben dem allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns müssen Beitragszahler einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von derzeit etwa 1,3 Prozent zahlen. Die Beitragserhöhung um 0,3 Prozent könnte bis zu fünf Milliarden Euro mehr in die Kassen spülen, schätzt das Ministerium. Der restliche Fehlbetrag soll von den Krankenkassen durch Abbau bei den Reserven (4 Milliarden) und Einsparungen (3 Milliarden) erbracht werden.
Darüber hinaus will Lauterbach unter anderem den Zuschuß aus Steuermitteln um zwei Milliarden auf dann 16,5 Milliarden Euro steigern. Zusätzliches Geld über eine Milliarde Euro soll durch eine Einmalabgabe der Pharmaindustrie aufgebracht werden. Der Vorstandschef der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm, schätzt allerdings, daß die Maßnahmen nicht ausreichen werden und noch höhere Beiträge zu erwarten sind.
„2024 droht den Versicherten dann die nächste, noch stärkere Beitrags-Erhöhung“, sagte Storm der Bild-Zeitung. Das will der Vorsitzende des Bundesverbandes „Der Mittelstand“, Markus Jerger, nicht hinnehmen. „Eine weitere Erhöhung der Krankenkassenbeiträge kann sich Deutschland nicht mehr leisten“, warnte er gegenüber der Berliner Zeitung. Schon jetzt herrsche in Deutschland die größte Abgaben- und Steuerlast in Europa. (JF)