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Fußball und Islam: Abpfiff fürs Fasten

Fußball und Islam: Abpfiff fürs Fasten

Fußball und Islam: Abpfiff fürs Fasten

Moslems beten zum Ende des Fastenmonats Ramadan in einem Londoner Park (Archivbild) Foto: picture alliance / matrixpictures | matrixpictures.co.uk
Moslems beten zum Ende des Fastenmonats Ramadan in einem Londoner Park (Archivbild) Foto: picture alliance / matrixpictures | matrixpictures.co.uk
Moslems beten zum Ende des Fastenmonats Ramadan in einem Londoner Park (Archivbild) Foto: picture alliance / matrixpictures | matrixpictures.co.uk
Fußball und Islam
 

Abpfiff fürs Fasten

Vereine der Fußballbundesliga nehmen Rücksicht auf ihre moslemischen Spieler während des Fastenmonats Ramadan. So gibt es zusätzliche Spielunterbrechungen wegen ihnen. In England geht der Verein Blackburn Rovers schon ganz neue Wege und stellt sein Stadion als Freiluftgebetsfeld zur Verfügung.
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Für manche Fußballfans ist das Spielfeld ihres Stadions ein heiliger Ort. Gebete wurden auch im Ewood Park des englischen Zweitligisten Blackburn Rovers wohl schon häufiger aufgesagt. Mit fußballerischen Hoffnungen hatten die ausgesprochenen Worte am Montag allerdings nichts zu tun.

Der Verein stellte als erster englischer Club seine Spielstätte für das Eid-Gebet zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan bereit. Das Gebet findet üblicherweise draußen statt, nicht in der Moschee, daher kamen die Muslime inklusive Gebetsteppichen auf dem Grün des Spielfelds zusammen. Die Männer vorne, die Frauen hinten. Gemeinsames Beten ist untersagt, die beiden Geschlechter könnten durch den gegenseitigen Anblick schließlich abgelenkt werden.

Durch das Stadion hallte Gebetsgesang und der verantwortliche Imam Wasim Kempson ist begeistert: „Dies ist ein gutes Beispiel für alle Clubs im ganzen Land, um zu zeigen, dass sie sich der Vielfalt annehmen, sich weiterentwickeln und sich mit der lokalen Gemeinschaft auseinandersetzen.“

In den sozialen Medien sorgte der ungewöhnliche Vorstoß derweil für Diskussionen. Während die einen meinen, wer sich gegen derlei Veranstaltungen stellt, sei gleich ein Rassist, schrieb ein anderer Nutzer: „Fußball sollte keine religiösen Veranstaltungen ausrichten. Sie sollten neutral bleiben“.

Bundesligisten passen sich islamischen Spielern an

Auch im deutschen Fußball zeichnet sich eine Hinwendung zu immer mehr Rücksichtnahme während des Ramadans ab. Bei der Bundesligapartie von Mainz 05 gegen den FC Augsburg kam es im letzten Drittel zu einer Spielunterbrechung. Der Grund: Der Mainzer Spieler Moussa Niakhate, gläubiger Moslem, bat Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck um eine Spielunterbrechung, damit er nach Sonnenuntergang schnell etwas Wasser zu sich nehmen konnte. Jöllenbeck pfiff für zwei Minuten ab und öffnete damit erstmals das Tor für weitere Unterbrechungen und Rücksichtnahme in der Zukunft.

Bei den Mainzern ist das allerdings kein Novum. Auch 2021 habe die ganze Mannschaft samt Trainerstab gemeinsam mit dem Spieler nach Sonnenuntergang das Fasten gebrochen, nachdem die ganze Mannschaft in Quarantänehotels untergebracht war. „Das Fest wird traditionell im Kreise der Familie gefeiert, und da er diese aufgrund der Quarantäne-Situation nicht sehen konnte, hat eben seine sportliche Familie mit ihm den Feiertag begangen. Seinen Teamkollegen war es wichtig, an diesem Tag ein Zeichen der Solidarität mit ihrem Kapitän zu setzen“, so die Pressestelle des Vereins.

Das Beispiel fand schnell Nachahmer. Auch bei der Partie TSG Hoffenheim gegen RB Leipzig unterbrach Schiedsrichter Bastian Dankert die Partie nach 30 Minuten, um dem fastenden Leipziger Spieler Mohamed Simakan eine Trinkpause zu ermöglichen. Kurze Zeit später rollte der Ball wieder in der Arena, der Spieler bedankte sich im Nachhinein bei Dankert und den Spielern, die ihm diese Möglichkeit gegeben hatten. Auch der Deutsche Fußballbund (DFB) unterstützt die Unterbrechungspausen: „Eine generelle Anweisung gibt es dazu zwar nicht, aber wir unterstützen es natürlich, wenn unsere Schiedsrichter auf Bitten der Spieler während des Ramadans solche Trinkpausen zulassen“, sagte Lutz Michael Fröhlich, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH, auf Anfrage der dpa.

Sportler könnten Fasten aussetzen

Der Fastenmonat Ramadan findet traditionell im neunten Monat des islamischen Mondkalenders statt und fiel in diesem Jahr auf den Zeitraum vom ersten April bis zum ersten Mai. Es darf nicht gegessen, getrunken oder geraucht werden. Auch sexuelle Enthaltsamkeit wird von den Gläubigen gefordert. Das Fasten beginnt mit der Morgendämmerung und endet erst mit dem Sonnenuntergang. Erst dann ist die Nahrungsaufnahme erlaubt.

Nicht immer kommt das bei Vereinsverantwortlichen gut an. Durch den Energiemangel besteht die Gefahr, daß die Spieler während des Spiels eine deutlich schlechtere Leistung für ihre Mannschaft erbringen. Der Verzicht auf Nahrung und Wasser stellt eine enorme Belastung für die Sportler dar. Ist der Körper durch den täglichen Flüssigkeitsentzug sowieso schon dehydriert, schwächt Sport den Körper noch einmal besonders. Folgen können Übelkeit, Schwindel oder auch Kopfschmerzen sein.

Von muslimischer Seite gibt es eigentlich seit mehr als zehn Jahren eine Ausnahmeerlaubnis zum Fastenbrechen, die der Zentralrat der Muslime in Deutschland gemeinsam mit der Deutschen Fußball Liga verkündet hatte. Der Zentralrat hatte damals von Gelehrten der Al-Azhar-Universität in Kairo ein spezielles theologisches Gutachten angefordert, um zu überprüfen, ob das Aussetzen der Fastenpflicht mit den islamischen Gesetzen vereinbar ist. Die Gelehrten kamen zu dem Ergebnis, daß das Fasten gebrochen werden dürfe, wenn es die Leistung der Profispieler einschränke und der Sport die einzige Einkommensquelle sei.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats, bestätigte diese Regelung gegenüber dem Deutschlandfunk erneut. Trotzdem gebe es „Spieler, die sagen: Ich möchte trotzdem fasten, und das dann aber natürlich ärztlich und medizinisch begleiten, und für die ist dann solch eine Regelung natürlich auch nochmal eine Vereinfachung, wenn das Spiel ausgerechnet in der Zeit des Sonnenuntergangs, sprich des Fastenbrechens dann auch fällt“, sagte er dem Sender mit Blick auf die jüngsten Beispiele aus der Bundesliga. Der Trend dürfte sich somit fortsetzen.

Moslems beten zum Ende des Fastenmonats Ramadan in einem Londoner Park (Archivbild) Foto: picture alliance / matrixpictures | matrixpictures.co.uk
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