MOSKAU. Rußland hat für den Fall eines Nato-Beitritts von Finnland und Schweden mit einer Aufstockung seines Waffenarsenals an der Grenze zu den beiden nordeuropäischen Ländern gedroht. Sollten sich die beiden Staaten dem Nordatlantik-Pakt anschließen, würden sich „die Grenzen des Bündnisses mit Rußland mehr als verdoppeln“, schrieb der russische Ex-Präsident und die aktuelle Nummer zwei des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, im Messenger-Dienst Telegram.
Er fügte hinzu: „Und diese Grenzen müßten verteidigt werden.“ An die Adresse der Finnen und Schweden richtete Medwedew den Hinweis, daß „niemand, der bei klarem Verstand ist, eine Zunahme der Spannungen an seiner Grenze wünschen und neben seinem Haus Iskander-, Hyperschall-Raketen und Schiffe mit Atomwaffen haben möchte“. Finnland hatte gestern angekündigt, innerhalb einiger Wochen über einen Nato-Beitritt zu entscheiden.
Rußland und Ukraine tauschen Gefangene aus
Unterdessen war auch am Donnerstag nachmittag noch unklar, was zur Explosion auf dem russischen Kriegsschiff Moskwa geführt hatte. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, es habe sich um eine Munitionsexplosion an Bord des im Ukraine-Krieg eingesetzten Schiffes gehandelt und die Besatzung sei evakuiert worden. Außerdem sei die Moskwa, die zur Schwarzmeerflotte gehört, weiter schwimmfähig. Zuvor hatte das ukrainische Militär angegeben, das Schiff angegriffen zu haben.
Trotz der anhaltenden Gefechte beispielsweise um die Stadt Mariupol und Berichten über Artilleriebeschuß von Charkiw vereinbarten Kiew und Moskau einen weiteren Gefangenenaustausch. Die ukrainische Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sagte, daß 30 Ukrainer heimkehrten. Darunter befinden sich ihr zufolge neben 22 Soldaten auch acht Zivilisten.
Mützenich lehnt Waffenlieferungen ab
Der Streit unter deutschen Politikern über Waffenlieferungen an die Ukraine reißt nicht ab. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sprach sich gegen eine entsprechende Unterstützung aus. Mit Blick auf die Reise von drei Vorsitzendenden von Bundestagsausschüssen in die ukrainische Hauptstadt Kiew äußerte der Sozialdemokrat laut der Nachrichtenagentur Reuters: „Unter diesem Eindruck allerdings bisher beispiellose Entscheidungen zu fordern, ohne sie selbst verantworten zu müssen, ist falsch – zumal diese weitgehenden Konsequenzen für die Sicherheit unseres Landes und der Nato haben könnten.“
Die Mitglieder der Regierungsparteien Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Anton Hofreiter (Grüne) und Michael Roth (SPD) hatten nach ihrem Ukraine-Besuch eine Aufstockung der deutschen Militärhilfe für die Ukraine gefordert. (ag)