MÜNCHEN. Die Entlassung des Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen dessen Nähe zu Rußlands Staatschef Wladimir Putin hat Kritik ausgelöst. Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) twitterte: „Und jetzt übertreiben wir wieder. In politischen Positionen kann ich das verstehen. Darüber hinaus halte ich derartige Gesinnungsprüfungen für albern und kontraproduktiv.“
Es gebe kein Anrecht auf eine solche Position. „Aber er wird ja aktiv entlassen, und mir ist nicht bekannt, daß er berufliche Anforderungen nicht erfüllt hat“, ergänzte die frühere CDU-Politikerin auf Nachfrage eines Nutzers. Kurz darauf ruderte sie zurück. Sie habe inzwischen Hinweise erhalten, wonach Gergijew „in der Vergangenheit aktiv Propaganda für Kriegshandlungen Rußlands gemacht hat“. Damit sei der Fall anders zu bewerten.
Habe inzwischen Hinweise erhalten (Danke!), dass #Gergijew in der Vergangenheit aktiv Propaganda für Kriegshandlungen Russlands gemacht hat. Dann ist das in der Tat anders zu bewerten (und ich hätte das vorab genauer prüfen sollen ). https://t.co/S1Mev8dvKy
— Kristina Schröder (@schroeder_k) March 1, 2022
Der Regisseur und Drehbuchautor Thomas Bohnen sprach von „Gratismus“ und schrieb: „Ist bekannt, ob Reiter (Münchens Oberbürgermeister, Anm.) bereits ein Parteiausschlußverfahren gegen seinen Parteifreund Gerhard Schröder initiiert hat?“.
Gergijew soll Kremlchef Putin nahestehen
Damit spielte er auf die engen Verbindungen des früheren Kanzlers und SPD-Politikers mit Rußland an. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte Montag vormittag mitgeteilt, Gergijew habe ein Ultimatum verstreichen lassen, sich von Rußlands Angriff auf die Ukraine zu distanzieren. Der Dirigent ist auch Intendant des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg und Träger des Titels „Held der Arbeit der Russischen Föderation“. Er soll Kremlchef Putin nahestehen und sich wohlwollend über die russische Annexion der Halbinsel Krim geäußert haben.
… und mit Gerhard Schröder passiert nun was?🤔 https://t.co/WzBje6AJBO
— 🇩🇪 Stephan Brandner 🇩🇪 (@StBrandner) March 1, 2022
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner fragte: „Und mit Gerhard Schröder passiert nun was?“ Auch zahlreiche andere Nutzer kritisierten die Entscheidung.
In dem Fall noch nachvollziehbar, weil es ein enger Unterstützer Putins zu sein scheint. Aber das sollte jetzt auch nicht so weit eskalieren, dass von allen Russen in Deutschland Gesinnungsnachweise verlangt werden. https://t.co/x1Z9ZPV0be
— Jan Schnellenbach 🇺🇦🇺🇦 (@schnellenbachj) March 1, 2022
Ich finde #Russland’s Vorgehen in der #Ukraine schlimm und kenne #Gergijew’s Ansichten dazu nicht.
Die mögen furchtbar sein, aber eine #Meinungspolizei in Form von #München-OB #Reiter braucht eine freie Gesellschaft nicht.
Sowas finde ich fast noch schlimmer…#CancelCulture https://t.co/DDXzqldWnf— Tom (@thoughtfultom) February 25, 2022
Andere wiederum kritisierten, daß der Rauswurf zu spät erfolgt sei.
Zu wenig, zu spät https://t.co/fevV4Mkkh8
— Peter M. Wagner 🇪🇺 (@pmwBxl) March 1, 2022
(ls)