ERFURT. Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat sich im Namen seiner Kirche für die Diskriminierung von sexuellen Minderheiten entschuldigt.
In einem Schuldbekenntnis bittet er um Verzeihung für „all das Leid für Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität, das seitens der Kirche bis heute mit verursacht und toleriert wurde“, teilte die EKM mit.
Kirche sei an Gott und Menschen schuldig geworden
Das Bekenntnis ist Teil eines Online-Gottesdienstes anläßlich des „Queer History Month“. Im Wortlaut heißt es:
„Ich bekenne für unsere Kirche, wir haben uns schuldig gemacht, indem wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung nicht wahrgenommen und wertgeschätzt haben, sondern sie abgewertet haben.
Wir bekennen, daß wir gleichgeschlechtlich Liebende ausgegrenzt und diskriminiert haben und dies auch heute noch an vielen kirchlichen Orten tun. Wir haben Menschen abgewiesen und ins Abseits gedrängt, ihr Leben psychisch und körperlich zerstört.
Wir haben in der Geschichte zu Leid und Verfolgung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer geschlechtlichen Identität beigetragen und zu Verletzungen und Ermordungen geschwiegen. Wir sind an Menschen und an Gott schuldig geworden, weil wir uns nicht vom Geist Gottes und der Liebe haben leiten lassen.
Wir bitten um Vergebung und wollen einen stetigen Wandel anstoßen, umkehren und neu beginnen. Wir haben gelernt und verändert. Aber nicht genug. Nicht genug. Wir sind Liebe, Anerkennung und Respekt schuldig geblieben und dies tut uns leid. Es tut mir leid.
Für alles, was ich gesagt und getan habe, was verletzend war und zu diesem Klima beigetragen hat, bitte ich um Vergebung. Laßt es uns besser machen. Dazu helfe uns Gott. Amen.“
Katholische Kirche brauche Klima der Angstfreiheit
Während des Gottesdienstes äußert Pfarrerin Jennifer Scherf, sie sei dankbar, in einer Kirche arbeiten zu können, die sich schon seit Jahren starkmache für die Rechte aller Menschen. Ende Januar hatte die Initiative „Out in Church“ für Schlagzeilen gesorgt. Darin schlossen sich 125 Mitarbeiter der Katholischen Kirche zusammen und bekannten sich dazu, nicht heterosexuell zu sein. Sie forderten ein Ende der Diskriminierung durch die Amtskirche.
In ersten Reaktionen sagte der Bischof von Münster, Felix Glenn, er habe großen Respekt vor den Personen, die sich als queer geoutet hätten. Er plädierte für ein Klima der Angstfreiheit in der Katholischen Kirche. Im Mai vergangenen Jahres hatten katholische Geistliche deutschlandweit homosexuelle Paare gesegnet. (ag)