Die unzähligen, überwiegend unangemeldeten „Spaziergänge“ gegen die Corona-Politik erreichen eine neue Dimension. Allein am 27. Dezember sollen es über tausend einzelne Kundgebungen gewesen sein. An diesem Montag dürften bundesweit mehrere Hunderttausend Bürger auf den Beinen gewesen sein, die ihren Unmut über drohenden Impfzwang und 2G-Regeln artikuliert haben.
Obwohl die Teilnehmer aus allen politischen und gesellschaftlichen Milieus kommen und sich überwiegend friedlich verhalten, konzentrieren sich viele Medien und Regierungsvertreter auf einzelne gewalttätige Zwischenfälle und krawallig auftretende oder „rechtsgerichtete“ Demonstranten.
Verrohung der Sprache
Dabei spielen unverändert vielfältige Motive eine Rolle, weshalb sich eine so massive – wenn auch nicht mehrheitliche! – Ablehnung gegenüber der Corona-Politik artikuliert. Nicht allein strittige medizinische Ansichten sind entscheidend.
Erhebliche Bedeutung hat die Empörung über einen dysfunktionalen Staat, der einerseits immer wieder offen gegen die Interessen der Bürger operiert – mangelhafte Kriminalitätsbekämpfung, unkontrollierte Massenmigration, Verwahrlosung öffentlicher Räume, Kapitulation vor Clans und Parallelgesellschaften, Enteignung der Mittelschicht, Vergemeinschaftung von Schulden im Zuge der Euro-Rettung –, andererseits in der Pandemiebekämpfung urplötzlich drakonisch im Interesse des Gemeinwohls durchgreift. Und sich dabei aber eben immer wieder in neue Widersprüche verwickelt.
Zu Recht wird die Verrohung der Sprache im Zuge der Corona-Krise beklagt. Doch auch hier tragen politische Entscheidungsträger mit einem teilweise arroganten Kommandoton und insbesondere öffentlich-rechtliche Medien dazu bei, wenn Maßnahmenkritiker pauschal als „Schwurbler“, „Corona-Leugner“ und „Impfverweigerer“ verhöhnt werden und man vor einer vernünftigen Auseinandersetzung die einfache Abkürzung wählt, den Gegner pauschal in die extremistische Ecke zu stellen und damit sozial aus der Gemeinschaft auszuschließen.
Quarantänezeiten müssen verkürzt werden
Es wächst indes die Hoffnung, daß die offenbar statistisch weitestgehend harmlos verlaufende, dafür sehr ansteckende Omikron-Variante zu einer beschleunigten Normalisierung im Umgang mit Corona zwingen könnte. Die Quarantänezeiten müssen verkürzt werden, will man Wirtschaft und Behörden nicht lahmlegen.
Und die aus Sicht vieler Kritiker für „Spaltung“ der Gesellschaft sorgende 2G-Regel könnte notgedrungen ersetzt werden durch die 1G-Regel: Alle werden wegen zu vieler Impfdurchbrüche getestet. Bis dann spätestens im Frühsommer auf „Normalbetrieb“ geschaltet werden kann. Zu optimistisch?
JF 2/22