BERLIN. Wissenschaftler der Körber-Stiftung haben vor einem Vertrauensverlust der deutschen Bevölkerung in die Demokratie gewarnt. Jeder Dritte Bürger sei wenig bis gar nicht überzeugt vom politischen System der Bundesrepublik, wie aus einer Studie des Meinungsforschungsinstituts policy matters im Auftrag der Stiftung hervorgeht.
Dieser zufolge gaben rund 50 Prozent der Befragten an, keine Zweifel an der Demokratie zu haben. Der Bundesregierung und dem Bundestag sprachen 32 Prozent ihr Vertrauen aus. Politische Parteien hielten 20 Prozent der Studienteilnehmer für vertrauenswürdig.
Wissenschaft erhält größten Zuspruch
Den größten Zuspruch erhält mit 67 Prozent die Wissenschaft. Dem Bundesverfassungsgericht vertrauen 55 Prozent der Deutschen, heißt es in der Erhebung im vergangenen Oktober.
Mit rund 71 Prozent plädiert die Mehrheit der Befragten dafür, Bürger in wichtige politische Entscheidungen miteinzubeziehen. Am stärksten müsse dieses Prinzip bei kommunalen Fragen, der Bildungspolitik und dem Klimaschutz greifen.
Gesunkenes Vertrauen gefährde Zusammenhalt
„Das dramatisch gesunkene Vertrauen in Staat und Wissenschaft gefährdet den Zusammenhalt, hier zeigt sich dringender Handlungsbedarf“, mahnte der Leiter des Bereichs Demokratie, Engagement, Zusammenhalt der Körber-Stiftung, Sven Tetzlaff. „Es braucht eine neue Bürgerorientierung der Politik: Entscheidungen müssen erklärt, Dialoge auf Augenhöhe geführt und mehr Mitwirkung ermöglicht werden.“
Eine Demokratie könne es sich nicht erlauben, größere Minderheiten in Fundamentalopposition, Resignation oder Wut abdriften zu lassen, warnte der Philosoph und ehemalige Staatsminister, Julian Nida-Rümelin. „Wenn solche Entwicklungen mit einem massiven Rationalitätsverlust einhergehen und in faschistisches, mythologisch oder religiös geprägtes fundamentalistisches oder auch esoterisch-verschwörungstheoretisches Denken münden, ist die Demokratie gefährdet.“ (zit)