TOKIO. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist nach Protesten eingeknickt und wird nun doch Bilder von Athleten zeigen, die als Zeichen gegen Rassismus niederknien. „Das IOC zeigt die Spiele auf seinen eigenen und selbst betriebenen Plattformen, und solche Momente werden auch einbezogen“, teilte das Komitee am Donnerstag mit. Damit werden die entsprechenden Fotos wohl auch auf den Social-Media-Kanälen des IOC zu sehen sein.
Anlaß für die Proteste war der Beginn des Frauenfußball-Turniers am Mittwoch bei den Olympischen Spielen in Tokio. Vor der Partie Großbritannien gegen Chile knieten sowohl die Spielerinnen als auch das Schiedsrichtergespann kurz auf dem Rasen als Zeichen der Solidarität mit der „Black Lives Matter“-Bewegung gegen Rassismus nieder. Auch die Fußballerinnen von Schweden, Neuseeland und den USA beugten vor ihren Spielen das Knie.
Deutsche Hockey-Kapitänin darf Regenbogenbinde trag
In den späteren Zusammenschnitten der Partien auf den Kanälen des IOC in den sozialen Medien wie Twitter, Facebook und Instagram fehlten die Szenen allerdings. Wie der britische Guardian unter Berufung auf einen Insider berichtete, habe das ICO seine Social-Media-Teams angewiesen, keine Bilder von Athleten zu posten, die bei den Olympischen Spielen auf die Knie gehen. Nach heftiger Kritik in den sozialen Medien reagierte das Olympia-Komitee nun und änderte seine Haltung.
Die britischen Team-Kapitänin Steph Houghton sagte laut Guardian, die Geste sei eine Entscheidung der ganzen Mannschaft gewesen. „Als Spielerinnen in Großbritannien haben wir bei Vereins- und Länderspielen das Knie gebeugt. Wir wollten Unterstützung für diejenigen zeigen, die von Diskriminierung und Ungleichbehandlung betroffen sind.“ Es sei ein „stolzer Moment“ gewesen, da „auch die chilenischen Spielerinnen auf die Knie gingen, um zu zeigen, wie vereint wir als Sport sind“.
Auch in einem weiteren Fall lenkte das IOC ein und erlaubt politische Statements. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, darf die Kapitänin der deutschen Hockey-Nationalmannschaft, Nike Lorenz, während der Spiele die Regenbogenbinde an einem ihrer Stutzen tragen.
„Love always wins“
„Wir freuen uns, daß wir damit einen gemeinsamen Weg gefunden haben, der es dem Hockey-Team ermöglicht, ein gesellschaftspolitisches Statement abzugeben“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann. „Es fühlt sich unglaublich gut an, meinen Mitspielerinnen den Raum auf dem Spielfeld verschafft zu haben, den sie sich verdienen. Jeder einzelne Charakterzug von uns hat jetzt offiziell seinen Platz. Love always wins“, freute sich Lorenz.
Athletensprecher Max Hartung sagte dpa in Tokio zu der Entscheidung: „Es müssen ja nicht alle Athletinnen und Athleten machen, aber diejenigen, die sich für die Regenbogenflagge oder andere Botschaften, die für friedliches Zusammenleben, Respekt und Toleranz stehen, aussprechen wollen, die sollten doch hier eigentlich die beste Bühne dafür haben.“ Der 31 Jahre alte Säbelfechter ermunterte in dem Zusammenhang seine Kameraden des gesamten deutschen Olympia-Kaders zu klaren Statements.
Über das Niederkien gegen Rassismus sowie das Tragen von Regenbogenbinden aus Solidarität mit der LGBTQ-Community hatte es erst bei der gerade zu Ende gegangenen Fußballeuropameisterschaft teils heftige Diskussionen gegeben. (krk)