LOS ANGELES. Der Schauspieler Tom Cruise hat aus Protest wegen mangelnder Diversität in Hollywoods Verband der Auslandspresse seine Golden-Globe-Preise zurückgegeben. Der „Mission: Impossible“-Darsteller schloß sich US-Medien zufolge damit einer Protestaktion anderer Schauspieler, Produzenten und Unternehmen an, die die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) zu drastischeren Reformen auffordern.
Der 86köpfigen Organisation wird vorgeworfen, kein einziges dunkelhäutiges Mitglied zu haben. Außerdem gebe es mangelnde Transparenz bei ihren Finanzpraktiken und den Mitgliedschaftskriterien. Schauspielerin Scarlett Johansson teilte mit, sie bekomme bei Pressekonferenzen der HFPA häufig sexistische Fragen gestellt. Die Streaming-Anbieter Netflix und Amazon kündigten an, die Zusammenarbeit mit der HFPA ausgesetzt zu lassen, bis es Änderungen gebe. Netflix-Titel hatten im Februar in zehn Kategorien den Gloden Globe erhalten.
Künstler gehen Reformen nicht weit genug
Die HFPA-Mitglieder hatten am Donnerstag einen Änderungsvorschlag des Vorstands angenommen. Demnach sollen 2021 mindestens 20 neue Mitglieder aufgenommen werden, vor allem Afroamerikaner. Mittelfristig solle sich die Mitgliederzahl verdoppeln. Ausländische Journalisten sollen neue Regeln erhalten und die Annahme von Werbegeschenken ist künftig verboten.
Dies ging vielen Schauspielern nicht weit genug. Der „Avengers“-Star Mark Ruffalo schrieb auf Twitter: „Es ist enttäuschend zu sehen, daß sich die HFPA, die durch ihre Verflechtungen mit Filmemachern und Schauspielern Berühmtheit erlangte und erheblich von ihnen profitierte, den Veränderungen verweigert, die von ihr gefordert werden.“ Die Filmbranche ergreife „in diesem schönen Moment die Chance für mehr Gleichberechtigung“.
#ChangeIsGolden pic.twitter.com/cKCF6A7Pmm
— Mark Ruffalo (@MarkRuffalo) May 8, 2021
NBC will Globes-Verleihung nicht übertragen
Der Sender NBC kündigte an, die Verleihung der Golden Globes 2022 nicht zu übertragen. Der HFPA müsse sich bemühen, größere Reformen umzusetzen. Der Sender hoffe aber, die Gala im Januar 2023 nach entsprechenden Änderungen wieder auszustrahlen.
Die Globes werden seit 1944 jährlich von der HFPA für renommierte Kinofilme und Fernsehsendungen verliehen. Sie gelten in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie nach den Oscars (Filme) und den Emmys (Fernsehsendungen) als jeweils zweitbedeutendste Auszeichnung. (ls)