EICHSTÄTT. Der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, hat bedauert, daß sich die katholische Kirche in den achtziger Jahren nicht für die Grünen geöffnet habe. „In den 1980er Jahren gab es eine Art ‘säkulare Asketen-Bewegung’, aus der dann die Partei der Grünen zusammengesetzt wurde. Der Bewegung hätten wir uns mehr öffnen sollen“, sagte der Geistliche im Interview mit katholisch.de. Die Kirche habe eine große Chance „verschlafen“.
Hanke warb für einen christlich-solidarischen Lebensstil. „Zum Christsein gehört nicht nur, zur Liturgie zu gehen, sich in der Nachbarschaftshilfe oder sozial zu engagieren, sondern Christsein heißt eben auch Bereitschaft zur Umkehr im Lebensstil, Bereitschaft zum Verzicht, Bereitschaft zum Teilen.“ Das bedeute auch, daß sich jeder stärker in die gesellschaftspolitische Diskussion einbringen müsse. In dem Zusammenhang betonte der Bischof, auch der globale Süden müsse am Wohlstand teilhaben.
Hanke lobt schlichte Lebensweise im frühen Christentum
Zugleich äußerte Hanke Kritik an der Ausrichtung der Kirche in der westlichen Welt. „Wir als Kirche im Westen sind mit unserem Denken und unserer Mentalität doch stark mit dem materiellen Habenwollen und dem aktuellen Wirtschaftssystem verbunden, das auf Wachstum und immer mehr Wohlstand ausgerichtet ist. Aber so kann das in Zukunft nicht weitergehen.“ Er verwies in dem Zusammenhang auf das Papstschreiben „Laudato si“, in dem Papst Franziskus vor fünf Jahren zum Engagement für Umwelt- und Klimaschutz aufgerufen hatte.
Großen Wert lege er auch auf Ökologie, erläuterte Hanke. Dabei bedauere er, daß dieses Thema innerhalb der katholischen Kirche als etwas Ideologisches abgetan werde. Dem setzte er entgegen: „Das ist ein zutiefst christlicher Lebensstil. Wenn man die frühchristlichen Schriften liest, findet man diese schlichte, einfache, bescheidene, maßhaltende Lebensweise.“ (ag)