BERLIN. AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland hat sich dagegen ausgesprochen, den 8. Mai als Tag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. „Man kann den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen“, sagte Gauland am Mittwoch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Tag sei zu ambivalent.
„Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit“, erklärte der AfD-Ehrenvorsitzende seine Ablehnung. Zwar gäbe es Positives am 8. Mai, „aber die in Berlin vergewaltigten Frauen werden das ganz anders sehen als der KZ-Insasse“.
Petition von Holocaust-Überlebender
Der 8. Mai ist in diesem Jahr im Land Berlin einmalig ein gesetzlicher Feiertag. Die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) fordern in einer Petition, den 8. Mai, an dem 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Großteil Europas der Zweite Weltkrieg endete, deutschlandweit zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Bislang haben die Eingabe rund 80.000 Personen unterschrieben.
Bejarano hatte im Januar in einem offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geschrieben: „Der 8. Mai muß ein Feiertag werden!“ Dies sei seit sieben Jahrzehnten überfällig. „Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, daß der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.”
Grüne, Linkspartei und FDP für Feiertag
Auch die Grünen unterstützen die Forderung. „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung, der das demokratische Deutschland erst möglich machte. Der 8. Mai als Feiertag mahnt uns, die deutschen Verbrechen nicht zu relativieren – und wäre ein bleibender ‘Pflock‘ in der deutschen Erinnerungskultur“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, dem RND. Dem schloß sich auch FDP-Fraktionsvizechef Michael Theurer an. „Der 8. Mai sollte ein Feiertag werden – am besten europaweit.“
Die Linkspartei erhebt seit Jahren eine solche Forderung. „Ob der Tag zum ausgelassenen Feiern, zum stillen Gedenken oder zum Besuch einer Gedenkstätte genutzt wird, hängt dann von jedes einzelnen Familiengeschichte und der jeweiligen persönlichen Verbindungen zu diesem Tag ab“, erläuterte Linkspartei-Chefin Katja Kipping. Der „Tag der Befreiung“ müsse als „besonderer Tag im Bewußtsein verankert werden“. (ls)