Die Corona-Pandemie als Chance für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zu nutzen, erhoffte sich der Grünen-Lokalpolitiker Robert Schlick. Via Twitter regte er an: „Ich schlage vor, daß wir die Wirtschaft jetzt mal gegen die Wand fahren. Lassen wir doch TUI und Co einfach mal absaufen. Und dann probieren wir etwas Neues aus, etwas, das klima- umwelt- und menschenfreundlich ist.“.
Nach dem steilen Vorschlag vom Ostersonntag folgte tags darauf der nicht minder hastige Rückzug mittels Löschung des Tweets und dem zerknirschten Eingeständnis, seine Aussage „ungünstig formuliert“ zu haben. Er habe „lediglich die Diskussion über eine gerechtere und klimafreundlichere Wirtschaftsform anstoßen“ wollen. Kann ja mal passieren. Arbeitnehmer in Kurzarbeit und kleine Unternehmen, die um ihr wirtschaftliches Überleben bangen, sind für solche Gedankenspiele sicherlich dankbar.
Argumentation erinnert an bekannte Verharmlosungen
Auch seine bayerische Parteikollegin Birgit Raab, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr, erkannte ein Potential in der derzeitigen Krise. Sie wußte sogar, was das Virus uns sagen will. „Hört zu! Stopp! Diese Überschall-Autobahn ist aus den Schienen geraten. Corona ist kein Feind. Er ist ein Bote. Wir haben jetzt die Chance, etwas zu ändern“, ließ sie per Twitter die Welt wissen. Ob das die Angehörigen der infolge einer Corona-Infektion Verstorbenen tröstet, darf bezweifelt werden. Nach der einsetzenden Kritik, verschwand der Tweet schnell wieder.
Neben Grünen-Politikern der zweiten und dritten Reihe, entdeckte auch die Moderatorin des ARD/ZDF-Formats „funk“, Ariane Alter, die Möglichkeiten der globalen Viruskrise. Denn nun werde deutlich, daß es die Frauen seien, die ein System am laufen hielten, das sie unterdrücke. „Und da sage ich: Danke Corona, du scheinst eine Feministin zu sein“, lobte sie auf Instagram die Pandemie für diesen vermeintlichen Erkenntnisgewinn.
Ob aus Geltungsdrang oder dem Glauben an einen nahenden Umsturz im Sinne der favorisierten Weltanschauung, auch in der Krise möchte mancher noch sein Süppchen kochen. Was sind da schon ein paar tausend Tote, wenn es doch der guten Sache dient, scheint die Parole. Der Kommunismus mit seinen Leichenbergen wird mit einer ähnlichen Rhetorik auch gern verteidigt.